Das Mantra der Neuzeit, der Aufklärung und unserer modernen Demokratie ist, die politische Gewalt über die Souveränität des Volkes zu legitimieren. Dazu gibt es weder eine Alternative noch soll der eherne Grundsatz aufgeweicht werden. Das hat auch damit zu tun, dass man nicht zu einem Zustand der vormaligen Geschichte zurückkehren will.
Das heißt aber nicht, nicht nach neuen Alternativen und Optionen suchen zu sollen. Denn die heutige irrationale Demokratie schadet uns. Das Verbot des Nachdenkens über eine veränderte oder gar gebeugte Demokratie muss überdacht werden. Ich persönlich fürchte, dass der heutige Mensch nicht über sein Schicksal entscheiden sollte, wenn er nicht auch die Rahmenbedingungen und Konsequenzen abschätzen kann. Denn es gilt auch der Grundsatz, verantwortlich für sein Handeln zeichnen zu können. Das immerhin ist Richtschnur unserer Rechtsprechung.
Um das zu vertiefen: zwar sollte der Bürger auch nicht das essen, von dem er weder Nährwert, Verträglichkeit noch Produktionsbedingungen kennt – selbst wenn sein Körper die Konsequenzen selbst trägt (aber eben auch mit Konsequenzen für seine eigene Familie und für die Solidargemeinschaft seiner Krankenkasse). Doch akzeptiert er schließlich auch die Behandlung des Mediziners, so er wieder gesunden will. Auch hierüber ist er auf das Vertrauen des Experten angewiesen.
Also sollte die Macht, Fragen mitzuentscheiden, erst dann dem Volk übergeben werden, wenn es ausreichend über die Konsequenzen informiert ist. Und wenn es sich die Konsequenzen für sich, die Familie und die Gesellschaft vorgestellt hat.