Dort war sie, die große alte Dame. Sie ist über 1.000 Marathons gelaufen. Als ich Sigrid Eichner im Alter von 74 Jahren sah, war ich verwundert über diese zarte und zähe Figur, die sich darbot.
Und auch die Queen Mam hatte ich einst gesehen, zugegebenermaßen in einem für mich misslichen Augenblick. Denn ihr Auto fuhr mich fast um, als ich vor über 20 Jahren im Zentrum Londons eine Straße überqueren wollte. Das hätte seltsame Schlagzeilen erbracht:-)
Irgendwie fühle ich mich auch zu Riefenstahl hingezogen. Aber ich habe auch am Schicksal von Heidi Hettler teilgenommen, die immerhin so nach Berlin passt wie der Bär an sich.
Nun geht es mir nicht nur um diese prominenten Personen, sondern die tatsächlich hochbetagte Frau, die nicht alt ist. Ich sehe in diesen Beispielen einen ähnlichen Typ: wild entschlossen; eigensinnig; offen, aber nicht humorig; und eine totale Unabhängigkeit und Souveränität. Es ist die Frau, die nicht mit ihrer Unabhängigkeit kokettiert, um anderen zu gefallen.
Unser Bild des Weisen mag der bärtige und rundliche Mann sein, der mit mildem Lächeln seine Ratschläge erteilt. Wie anders nur sind die Frauen, die ihr Leben so gestalten, indem sie eigene Projekte vorantreiben. Dieses Bild erweitert das von der Frau schlechthin.
Es geht eben nicht um den Typus, sondern die Würde und den Eigensinn. Man muss sich dafür hüten, nur die Sensation des hohen Alters und die Un-Wahrscheinlichkeit des Todes trotz körperlicher Gebrechen zu sehen.
Obama empfing eine 106-jährige Schwarze während seiner Amtszeit. Die Bilder dieser alten schwarzhäutigen Dame ging um die Welt. Und kürzlich wurde die 112 Jahre alte Italienerin portraitiert, die wahrscheinlich der älteste derzeit lebende Mensch ist.
In mir taucht tatsächlich die Freude auf, daran teilhaben zu dürfen; derjenige zu sein, der das Glück hat, diese Ausnahmen mit meinen Augen sehen zu dürfen. Es ist eine Freude, ein Privileg.