Mein Ziehvater

Es gibt Milieus, Kulturen und Wertewelten, in denen die Ausbildung am Modell von Vordenkern und Meistern völlig normal ist. Man muss einer Schule oder einem Kreis angehören, um überhaupt von der Fachöffentlichkeit ernst genommen zu werden.

Kein Musiker würde ohne die Meisterkurse zitiert. Kein Maler würde ohne Hinweis auf Einflüsse anderer bildnerischer Künstler beschrieben. Kein Sportler würde nicht an Image gewinnen, wenn er nicht seine Meriten unter einem Toptrainer hätte verdienen müssen. Kaum ein Wissenschaftler bemüht sich nicht, auf berühmte Hochschullehrer hinzuweisen.

Andere Welten aber zeigen genau das Gegenteil: in denen Prominente eher singuläre Typen sind, ‚die sich selbst erfinden‘. Oder man sich gegen eben Führungsfiguren durchsetzen muss, um Macht und Leitung beanspruchen zu können, um das geradezu zu legitimieren. Auch Begründer neuer Welten – seien es Walt Disney, Albert Einstein oder andere – sind gerade deswegen so verehrt, weil sie vermeintlich ‚aus sich heraus schöpfen‘ konnten.

Der Autodidakt ist dagegen nur ein ‚Zufall‘, könnte man fühlend denken. Denn der bildet doch nur zufällig und beiläufig etwas aus, was den Geschmack für Exzellenz trifft. Der Meisterschüler dagegen steht jedoch in der Tradition, die – assoziativ – gleich mit in das Können des Experten eingeht.

Meines Erachtens ist die Ausbildung von Meisterschaft und innovativer Expertise eine Mischung von allem. Ein ‚Ziehvater‘ ist nur wichtig, soweit er zum Genre des Gebietes gehört.

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