Die positive Psychologie ist eine Errungenschaft, die über 100 Jahren der pathologischer Psychologie ein Ende gemacht hat. Wie schön ist es, nicht nur als Opfer und Subjekt dem großen Meister gegenüber zu sitzen, sondern sich auch – auf Augenhöhe – über persönliche Herausforderungen austauschen zu können!
Dass diese positive Wende der Psychologie gekommen ist, verdanken wir natürlich nicht den depressiven Kulturen. Es sind die bejahenden Wertesysteme, die solcherlei zustande bringen. Es können aber nur die sein, die Glück, Hoffnung und Zuversicht explizieren. Und das sind die, welche in Chancen statt in Problemen denken, Scheitern zur Erfahrung erklären, Lebensmut auch in finanziellen und gesundheitlichen Krisen zeigen und überzeugt davon sind, dass der Mensch ein Recht auf Glück hat.
Eigentlich ist das eine tolle Sache. Vergleichen wir Kulturen nach Krisensituationen, so finden wir sehr unterschiedliche Reaktionen: in Haiti liegt nach dem Erdbeben weiter Vieles in Trümmern; in Japan wird gibt es nacxh Flut- und Reaktorkatastrophen
unentwegten Wiederaufbau. Die ‚Stunde Null‘ war in Deutschland 1945 kein Aus, sondern die Geburt eines ‚Wirtschafts’wunders. Im Gegensatz dazu können Reiche ausgelöscht werden oder in anderen Ländern aufgehen.
Ich kenne persönlich nur drei Leitmotive, die der kollektivierten positiven Psychologie entsprechen: das Rheinland, Italien und die USA. Umschrieben werden kann das mit „et ist noch immer jut gegangen; la vita est bella; und the pursuit of happiness.“
Und man muss sich nun fragen, ob diese Länder gerne auch Probleme übersehen, weil alles nur gut werden kann. Lässt sich vom programmierten Optimismus sagen, dass er die Probleme übersieht, indem er sie durch Visionen ersetzt? Vermutlich ist das ein Teil der Wahrheit, da nämlich immer nur das Voran auch dazu führt, Fehler nicht aufzuarbeiten.
Dennoch: der Mensch tendiert zum Grübeln und Reflektieren. Man kann es zur großen Stärke des Vernunfttieres Mensch erklären, aber auch zum Einfallstor eines Abwägens ohne Ende. „Juhu, es geht weiter!“ ist auch ein reflektiertes Motto.