Es gibt solche und solche Führungskräfte. Die einen sind die unangreifbaren, schwammigen, immer lächelnden Personen. Die anderen sind die offenen, informierenden und zugänglichen Personen. Man könnte sie kurzgefasst mit ‚diplomatischer Dienst‘ vs. ‚Typ‘ verbildlichen.
Nun scheinen sich die Beobachter, Interessenten, Experten und Begleiter einig, dass der diplomatische Dienst ausgedient hat. Es ginge um den glaubwürdigen und menschlichen Typ, der heutzutage die Erwartungen an Führungskräfte ausmacht.
Doch was menschlich ehrlich wirkt, hat auch seine Schattenseiten: die geforderte Direktheit des Vorgesetzten kann den Mitarbeiter auch erschrecken – gar demotivieren -, wenn er dessen Leistung hinterfragt.
Ich habe zwei Jahre in einer dänischen Arbeitsumgebung gearbeitet. Diese Direktheit übte auf mich zunächst einen Schrecken aus. Denn es wird die sachliche Nachricht – ohne eine erkennbare Rücksicht auf eine persönliche Empfindung ausgesprochen – wumms, um mit Asterix zu kommentieren. Aber es wird eben auch der sachlichen Information zugehört. Wie die Dänen es aushalten, dass die Qualität der Arbeit mit ihrer Person identifiziert wird, blieb mir unklar. Immerhin haben sie so etwas wie einen Nationalsport, so zeiteffizient wie möglich eine Aufgabe erledigt zu haben.
Deutsche Vorgesetzte klagen immer häufiger über das Geschäft des ‚Führens‘. Denn die Erwartungen steigen, die Beobachtung nimmt zu, die Forschung liefert mehr Stoff zur Optimierung und ein ganzer Trainermarkt steht parat. Eine Kollegin mit Führungsverantwortung klagte kürzlich, man müsse an jedem Abend nochmals eine Runde unter den jungen Mitarbeiten machen und ihnen durch das Haar streichen.
Man könnte sagen, dass Führung als Aufgabe ernster genommen wird. In früheren Zeiten galt das militärische Hierarchieprinzip mit Befehl und Gehorsam. Damals benötigte man keine weitere Einweisung. Es reichte die Äußerung, wie gut oder schlecht sie auch geäußert und verstanden wurde, wie sinnvoll oder sinnlos auch die Zielsetzung war oder wie eindeutig oder schwammig sie auch formuliert war. Dass dabei ein Mitarbeiter nur Handwerkszeug ist, muss nicht erläutert werden.
Just heute hat sich das Blatt vollständig gewendet: der Vorgesetzte muss sich um die Mitarbeiter bemühen, damit sie seinen Ideen Folge leisten.
Hier hat der ‚Typ‘ einen Vorteil: denn soweit Mitarbeiter die Frau oder den Mann sympathisch finden oder seine Ziele nachvollziehen können, werden sie ihr und ihm gerne weitere Unterstützung zukommen lassen. Der ‚Diplomat‘ hingegen gilt als Werte-los. Damit können sich Mitarbeiter jedoch nicht identifizieren. Also werden sie auch nicht freiwillig gerne seinen Wünschen und Vorstellungen Folge leisten wollen.
Andererseits: der ‚Typ‘ hat auch eigene Umgangsformen und ein anderes Verhältnis zur Höflichkeit. Er hat seinen eigenen Maßstab. Man kann, muss aber nicht damit zurechtkommen. Gleichzeitig weiß man aber auch, dass man nicht ein ‚Objekt‘ einer Führungstechnik sein will, sondern ein Mensch gegenüber dem Vorgesetzten.