Es gibt nahe meiner Wohnung eine ’schicke‘ Straße, in der allerlei Läden sind, die ‚gehobenen‘ Ansprüchen dienen. Ich passierte einen Coiffeur, der gegen die Bezahlung von 8 € die Augenbrauen zupft.
Ich lächelte in mich hinein und dachte bei mir, dass dies doch ein wenig übertrieben ist: für diesen Preis kann man schließlich in einem Resto eine gute Pizza essen.
Ohne meine Bewertung anzuzweifeln habe ich das Handwerk des Augenzupfens verunmöglicht. Erst jetzt merke ich, dass ich das aus Ignoranz und Arroganz, die sich ja gerne paaren, getan habe. Schließlich habe ich wirklich keine Ahnung, ob dem Zupfen von Augenbrauen eine handwerkliche Kunst zugrunde liegt.
So weiß ich beispielsweise nicht, ob es eine idealtypische Augenbraue gibt. Sollten gar unterschiedliche Modelle, wie Frisuren, existieren? Gibt es typische Erscheinungen der Degeneration? Was eigentlich zupft man? Wieso schneidet man nicht?
Auch bin ich mir im Unklaren, ob Augenbrauen-Formate mit Typen von Haaren und Menschen korrespondieren. Ich war immer davon überzeugt, dass die Augenbraue eine Körpererscheinung ist, das keinerlei Pflege bedarf. Irgendwie scheint sich die Augenbraue selbst zu regulieren.
Eigentlich fallen Augenbrauen nur auf, wenn Sie allzu groß sind. Das bekannteste Beispiel dürfte Theo Weigel sein, der ehemalige Bundesfinanzminister. Kann es zu kleine Augenbrauen geben? Vielleicht sind die Striche mancher Menschen über ihren Augenpartien genau das.
Und ich weiß nichts über die anthropologische Funktion. Ich weiß nur, dass ohne die Augenbraue der Menschen eine seltsame Ausstrahlung hat, ohne bei dem ersten Blick zu bemerken, woran das liegt. Er käme einem angeschlagenen Boxer gleich.
Die Bilanz meiner kleinen Erörterung ist, dass die Kleinigkeiten groß und tief werden können, wenn man ihnen Raum gibt und sich für die interessiert. Gelöst habe ich gleichwohl nichts.