Das ist ein fundamentaler Unterschied: denn ein Bild ist ein Bild. Wie gerne beschuldigen wir – auch im alltäglichen Leben – ‚die‘ da? Die da aufscheinen, sind nach unserer logischen Assoziation auch die Verursacher.
Nehmen wir ein Beispiel: da gibt es Terroranschläge von einzelnen Personen. Ist daran nicht die Politik schuld, weil sie es nicht verhindert hat? Und sind es nicht diese junge Männer, die nach ihrer Flucht in Deutschland gewalttätig werden? Die Schlussfolgerung: Politik und Flüchtlinge verursachen Terroranschläge.
Ein weiteres Beispiel: mein Nachbar hat nicht aufgepasst, als seine Waschmaschine leckte. Der Schaden war überschaubar; doch bekannte sich der Nachbar nur unwillig zu seinem Versehen. Taucht einmal wieder ein Problem in meiner Wohnung auf, verdächtige ich genau diesen Nachbarn: der Schuft hat wahrscheinlich wieder nicht aufgepasst.
Feindbilder und Feinde können eins werden. Es kommt uns Menschen entgegen, nicht in jedem neuen Fall nachdenken zu müssen. Diese Routine entlastet ungemein. Denn es schont unsere Aufmerksamkeit für das Detail und schenkt uns die Zeit für anderes. Leider bleibt aber dadurch unsere ehrliche Einschätzung auf der Strecke.
Wird man darauf angesprochen, reagiert man instinktiv, um den Vorwurf sorgfältiger Prüfung zurückweisen zu können: ‚Ich weiß schon, zwischen Verdacht und Wissen zu unterscheiden’. Dadurch entfernt man sich noch weiter von einem Verhalten, das gerecht genannt werden könnte.
Und plötzlich hat man den anderen auch noch als Feind ausgemacht. Und so wachsen die Feindschaften von einer Bequemlichkeit zur nächsten Faulheit.
Nicht zu vergessen ist, dass man sich im Malen von Feindbildern so fallen lassen kann wie im Zeichnen von komplexen und tiefen Gemälden. Es macht Spaß, das Feindbild zu einer Ausstellung über den vermeintlichen Feind zu erweitern. Ganze Kompositionen bis zu kleinen Weltbildern können so entstehen.
Aus der Mücke wird dann der Elefant, der als Bild so leider missbraucht wird. Denn der Elefant ist zwar groß, seine Macht aber gering. Er ist so angewiesen auf die Zuschreibung von Macht wie auf seinen Nährboden in der Savanne. Würde der Elefant doch nur als ein schönes und sensibles Tier wahrgenommen Werden!