Lebensmotto

Als kürzlich die britische Abgeordnete Cox willentlich getötet wurde, gab es ein Eindenken in der gesamten Öffentlichkeit. Denn das Opfer war eine Gegnerin des sog. Brexit. Mit der Nachricht kommt rasch der Gedanke auf, wie sinnlos politische Debatten sind, vergleicht man sie mit der Grausamkeit von Einzelschicksalen. Denn hier wird eine Mutter zweier Kinder, eine Ehefrau und talentierte junge Frau plötzlich um ihr Leben gebracht.

Der Ehemann ließ noch an demselben Tag der Öffentlichkeit das gemeinsame Lebensmotto zukommen. „Wir wollten nur zwei Dinge: unsere Kinder mit Liebe überschütten und unseren Beitrag leisten.“

Welch eine freudige Überraschung, dass es weiter Lebensmottos gibt. Denn ich hatte bereits gefürchtet, dass dies der Vergangenheit angehörte, ähnlich wie Tagebücher u.a.

Wer kennt das nicht aus Filmen oder Büchern des 20. Jahrhunderts? „Ich handele immer nach dem Grundsatz x.“ „Mein Vater hat mir mitgegeben, dass ich immer an y denken sollte.“ „Es hat mir immer gut getan, mich nach dem Prinzip z zu verhalten.“

Es kann ja sein, dass dies eine Konstruktion sondergleichen ist. Wer kennt nicht sein inneres Bedürfnis, Sachverhalte und Ereignisse mit einem überlegten Handeln zu erklären? Das ähnelt stark dem Resümieren über den vergangenen Tag, wenn man abends im Bett liegt und auf den Schlaf wartet. Dann nämlich lässt man auch Revue passieren, was sich zugetragen hat. Man konstruiert dann gerne eine Geschichte, die einen Sinnzusammenhang für Dinge schafft, die eben nicht zusammenpassen.

Lebensmottos helfen, innere Überzeugungen in Worte und Bilder zu übersetzen. Andererseits können dadurch erst Haltungen auslösen, wenn beispielsweise der autoritäre Vater damit seine Kinder sozialisiert.

Lebensmottos können so auch einschränken: wenn man von dem für wahr gehaltenen Sinnsprüchen nicht mehr weg kommt, obwohl es den eigenen Wünschen widerspricht. Ein Beispiel ist das Rollen-Motto für den Jungen, sei stark! Der ist aber kein Indianer und empfindet sehr wohl Schmerzen.

Eine schöne Übung wäre, sich selbst mit 5 Lebensmottos zu beschreiben. Die sollte man anderen vertrauten Menschen vortragen, um zu erfahren, ob man sich die aus der Außenwahrnehmung tatsächlich wahrnehmen lassen.

 

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