Bernd Höller dürfte der Motivationstrainer sein, der in Deutschland dieser Tätigkeit – oder dem Begriff – erst eine gewisse Bekanntheit verliehen hat.
Als Person könnte man den Menschen als ’schillernd‘ bezeichnen. Denn er füllt Hallen und hat beruflichen Erfolg. Er führte ein luxuriöses Leben mit allen Markern des Jet Sets. Aber er wurde auch wegen Meineides zu einer Haftstrafe verurteilt und ging pleite.
Kürzlich konnte ich den Menschen Höller in einer Talkrunde im TV sehen. Ich war überrascht, da er geradezu schüchtern und rhetorisch blass erschien. Auf sein Scheitern angesprochen hat er professionell geantwortet, dass dies eine wichtige Lernerfahrung gewesen sei.
Dennoch rümpften Anwesende die Stirn wie es auch viele Beobachter tun. Die Gründe liegen zunächst wohl im Erscheinen von Heller: Er wirkt durch und durch unsympathisch: geweißte Zähne, akkurates Haar, Teint und wohl einen Ferrari vor der Tür.
Dagegen wirkt jeglicher Mitschnitt von Höllers Auftritten wie eine hysterische Show, da Menschen jubelnd und sichtlich bewegt irgendwelche Ausrufe tätigen, wie ‚ich kann es‘ oder ‚ja, ich will es‘. Es mutet an wie ein Gottesdienst von Fundamentalisten in den USA, das Kreischen von Fans irgendwelcher Popmusikgruppen oder johlende Fußballfans.
Für Deutsche erinnert das stark an die politischen Manipulationen, die im Laufe der eigenen Geschichte zur Diktatur geführt haben. Es klingt wie Göbbels‘ Frage, ob die Deutschen den totalen Krieg wollten. Heutige Deutsche fühlen bzw. argwöhnen dann, dass sie entmündigt werden.
Ich frage mich allerdings, ob man das so aburteilen darf. Dabei fällt mir als erstes die Kampagne von Obama zu seiner ersten Präsidentschaft ein. Der Slogan hieß: ‚Yes we can‘. Dann kennt man diese geschrieene Selbstermunterung auch aus dem Sport: bevor sich Neureuther den Hang hinunter stürzt, dann feuert er sich selbst an. Und dann gibt es die vielen Personal Trainer, die ihren Kunden beibringen wollen, bei einem sportlichen Vorhaben zu bleiben.
Eine explizite Kritik entfaltet sich vor allem an den Techniken sowie an der oberflächlichen Verhaltensänderung, die wohl nur für den Abend in der Halle reicht.
Dennoch kann man an der Zielsetzung kaum zweifeln, da sich ein Motivationstrainer ja bemüht, den Menschen Zuversicht, ein Bewusstsein für die eigenen Stärken sowie ein Vorhaben zur Verbesserung zu vermitteln. Das wollen auch Coaches und Trainer, die auf eine Stärkung von Selbstwirksamkeit und Selbstmanagement hinarbeiten.
Ich muss selbst einmal an einer solchen Veranstaltung teilnehmen, um zu erleben, ob solche Massenermutigung wirksam sein kann.