Wie häufig habe ich im alltäglichen Kontakt schon gehört, dass der oder die gar nicht geht. Denn die sind zu dick, zu dünn, zu doof, zu laut, zu aggressiv, zu hässlich, zu zu zu.
Die Glaubwürdigkeit des Politikers hängt vom Abgleich mit den eigenen Werten ab, ist also stets die Messlatte der Beurteilung. Das kann rational-analytisch sein oder instinktiv. Das Ergebnis ist dasselbe.
Eigentlich müssten wir doch die Menschen im Amt danach beurteilen, ob sie mit den Herausforderungen des Amtes zurechtkommen und sie meistern. Aber was wissen wir schon von dem Amt? Von den Aufgaben? Und von dem Menschen?
Ein wenig differenzierter: man stelle sich den Chef des Geheimdienstes vor! Die spontane Erwartung wäre wohl, dieser Amtsinhaber benötige das Wissen um die Durchführung geheimer Operationen, die Kenntnis des Aufbaus anderer Geheimdienste, kreative und erfinderische Fähigkeiten – und was man sich alles so denken kann.
Vermutlich dürfte jedoch die Fähigkeit schwerer wiegen, eine Behörde führen zu können. Eigenschaften wie Akten lesen, Budget steuern oder konzeptionell denken usw. dürften wesentliche Erfolgsfaktoren sein.
Da wir das alles aber nicht wissen (können) und uns in einer Demokratie dennoch ein politisches Urteil bilden müssen, halten wir uns an die Details, die uns einen Hinweis gehen könnten, wie das mediale gegenüber bewertet werden könnte. Und dann sind es die Äußerlichkeiten, die uns angeboten werden. Aber könnte ich dann noch die Eignung des Geheimdienstchefs feststellen? Würden Ärmelschoner und ein starrer weiter Blick dafür sprechen? Wohl kaum!
Ist denn nun die alltägliche Beurteilung des Menschen somit illegitim? Das ist sie nicht, will man nicht nur das ‚richtige‘ Beurteilungsprozedere zum Benchmark machen. Dennoch sagt uns unsere Ratio, dass dem so sein müsste.
Wie kommen wir nun aus der Falle, beurteilen zu müssen, ohne es zu können. Um konsequent zu sein: wir lassen es mit dem Urteilen, soweit wir keine ausreichenden Hintergrundinformationen haben; oder wir bauen genau die auf. Alles andere ist kein ‚Urteil‘. Wir selbst würden sich nicht wollen, vor Gericht nur nach unserer Nase beurteilt zu werden.