Alltäglicher Rassismus

Rassismus ist mir als Beweggrund persönliches Handelns fremd. So würde ich nicht auf einen Menschen reagieren, um ihn abzuwerten. Vielmehr wäre ich neugierig: denn der hätte ja sicherlich einen anderen Erfahrungshintergrund als ich.

Unglaubliches vollzieht sich aber dieser Tage in Deutschland: das sind diese Kundgebungen gegen die Überfremdung des Islam, die ein Getöse von verbalen Attacken ausstoßen. Sehe ich diese Menschen im TV mit ihren grauen Kleidern und finsteren Gesichtern, kann ich nicht umhin, mir zu wünschen, mich mit solchen Menschen nicht ernsthaft austauschen zu müssen. Meine Haltung ist keine Folge aus irgendwelchen moralischen Leitgedanken. Mich frustriert vielmehr die voraussehbare Langeweile über diese plumpen Laut-sprecher, die wütend und empört sind. Diese Demonstranten sind nur ‚gegen‘, sonst nichts.

Eigentlich muss man sich nicht darüber aufregen. Man könnte höchstens den Kopf über deren Irrationalität schütteln. Denn wären sie auch konsequent ‚gegen‘ im eigenen Alltagsleben, so würden sie ja auch sterben, weil sie gegen eine Behandlung im Krankenhaus sind.

Doch auch im persönlich-privaten Umgang bemerke ich immer häufiger, aus welchen Tiefen solche Abneigung stammt. Kürzlich belustigte sich eine von mir geschätzte Kollegin darüber, dass man die dunkelhäutigen ja auch ‚dunkel pigmentiert‘ nennen könnte. Eine andere erwiderte auf meine eigene Belustigung, dass ausgerechnet in Regionen, wo eine geringe Ausländerquote sei, die größte Abneigung zu beobachten wäre: das könne sie gut verstehen. Schließlich seien das Fremde!

Wie ist eigentlich die Übersetzung von Ressentiments? Müssen wir uns des Französischen bedienen, um selbst nicht damit angeklagt zu werden?

Lege ich auf solche Situationen die Leitlinie der political correctness an, so sagt mir die Mehrheitskultur, dass Rassismus ein Irrationalismus ist. Und: „es gehört sich nicht!“

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