Pferdekutschen

Jüngst wurde auf der Website Change.org eine Petition eingereicht, um Pferde in Berlin vor ihrem Dienst für Touristen zu schützen. Es kamen 70.000 Follower zusammen. Nun geht die Petition an den Senat.

Eine Frau hat sich im Prenzlauer Berg mit einer Petition zum öffentlichen Stillen bemerkbar gemacht. Der Besitzer des Cafés, der ein vermeintliches Verbot bzw. eine Rüge ausgesprochen hatte, will sich nicht mehr öffentlich äußern.

Dieser ‚run’ um die beste Tat ist ein Wettbewerb dieser Tage. Da sich viele Menschen beteiligen, scheint sowohl die Initiative als auch die Unterstützung mit einem Mehrwert für die Beteiligten verbunden zu sein.

Es ist einfach nur schwierig zu verstehen. Man könnte sich nun ob der Thematiken lustig machen, wegen der Hebung der Sujets auf ein politisches Niveau oder der Frage, wieso denn eigentlich nicht ‚echte‘ Missstände angegangen werden.

Zu gerne würde ich dem auf die Spur kommen. Ist das eher Ausdruck einer Kultur von Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Ist das Ausdruck für ein Verlangen nach mehr Demokratie? Ist das vielleicht einfach nur Spaß? Könnte es Langeweile sein? Befriedigt es das Gebot politischen Engagements?

Zurück zu den Pferden: ohne Kenntnis des artgerechten Lebens ist es schwierig zu urteilen, ob denn ein Pferd unter dem Dienst an der Kutsche leidet. Die Pferde sollen maximale Arbeitszeiten, Pausen, Ruheplätze und stressfreies Anreisen erhalten. Es liest sich ein wenig wie ein Auszug aus der modernen Arbeitszeit- und Schutzgesetzgebung.

So viel ich weiß, sind Pferde in der Umgebung von Menschen immer Nutztiere gewesen. Vielleicht ist der Gedanke der Petitioniäre, ein Dasein wider die Natur zu verhindern.

Ist dem so, frage ich mich – und die Petitioniäre, ob sie denn selbst wider ihre Natur leben. Und dann wird der Gedankengang richtig schwer. Denn ich müsste wissen, wie und wann der Mensch mit – und im Gegenzug wider – seine Natur lebt.

Tatsächlich fallen mir die vor Gesundheit strotzenden ein, die sagen, dass der auf dem Land lebende Mensch, soweit er den Härten landwirtschaftlicher Arbeit ohne Unterstützung unterworfen ist, gesünder als der Städter ist. Das meint die grundlegenden Daten zum Gesundheitszustand, wie Blutdruck … Die Erkrankungsfälle sind weniger und milder.

Das hat mit Pferden insoweit zu tun, als sie eben zu diesem Leben mit der – zugegebenermaßen durch den Menschen modellierten – Natur gehören. Auf den Höfen wurde sicherlich auf die Gesundheit des Arbeitsmittels Pferd geachtet. Das dürfte bei dem Pferd-Arbeitsplatz Kutsche ähnlich sein.

Also hat die Petition wohl doch eher mit den Petitionären als der Petition zu tun. Ich wünschte mir bei Petitionen, sie würden so etwas wie ein Motivationsschreiben beinhalten. Den Umgang damit und die Einschätzung würde es bereichern.

 

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