Illegale Flüchtlinge

In den Medien hört man nun häufiger die Formel der Zurückweisung von ‚illegalen Flüchtlingen‘.

Man beachte die Unterscheidung zwischen Botschaft und Aussage: bedeutsame Botschaft ist, dass die Flüchtlinge ‚illegal‘ sind und somit nichts in diesem unseren Heute und Jetzt zu suchen haben. Bloße Aussage ist, dass die Flüchtlinge nicht auf geregeltem Weg in das Land eingereist sind.

Die Formel der ‚illegalen Flüchtlinge‘ ist seltsam, soweit für die Menschen eben keine geregelten Wege existieren oder angeboten werden. Genau das ist in Europa derzeit der Fall.

Das provoziert die Frage, ob der Flüchtling nicht per se keine Chance auf ein legales Verhalten hat, da seine Flucht nicht durch legale Umstände verursacht wurde und er auch nicht legal reisen kann.

Das Wort ‚illegal‘ in diesem Zusammenhang ist also fragwürdig, mehr als verwirrend und eine bewusste Täuschung. Denn es reduziert erst den Menschen auf die Flucht (sonst würde man vermutlich eher Afghane oder Tischler sagen) und dann auf ein Objekt des eigenen knickrigen Rechtsverständnisses. Und er wird weiter reduziert, ja ‚verurteilt‘ zum Illegalen.

Der Flüchtling selbst, der beispielsweise auf der Flucht durch Südosteuropa unterwegs ist, müsste sich fragen, wie er es denn schaffen kann, legal zu sein. Die Absurdität zeigt sich denn auch in der Praxis: Der Flüchtling versucht zu verstehen, was er tun muss; er versucht, mit Behörden in Kontakt zu kommen; er versucht, seine Flucht zu legitimieren. Das alles hilft aber nicht, wenn man per se illegal ist. Denn die ‚Gastgeber’ und lassen nur ihre eigene Logik zu.

Der alte Widerspruch zwischen Legalität und Legitimität taucht hier wieder auf, den man mit Ende der Hitler-Herrschaft eigentlich für überwunden zu haben glaubte.

Legitimität ist der europäische Wertekanon, ist Humanismus, ist Schutz von Flüchtlingen. Legalität dagegen ist ein beliebiges Instrument, um eben kein legitimes Verhalten zeigen zu müssen. Es ist ein Feigenblatt! Weg mit den Feigenblättern!

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