Ein zentraler Wunsch des Menschen besteht darin, das Leben zu verlängern. Wieso eigentlich? Es ist das Unbehagen an zu verschwinden. Der Mensch hat sich dafür eine Reihe von Artefakten geschaffen; wie den Himmel, die ewigen Jagdgründe usw. Andere Religionen versuchen es mit der Aussicht auf eine Wiederkehr ins Leben.
Die literarische Phantasie schafft Wesen, die nicht sterben. Meist sind es komische Gesellen, wie Vampire oder Kämpfer.
Und die medizinische Wissenschaft arbeitet daran, die Tod bringenden Erkrankungen zu bekämpfen. Es geht um ein gesundes, aber eben auch längeres Leben. Im Graubereich setzt die klassische Medizin dann lebenserhaltende Maßnahmen ein.
Statt diesen Menschheitswunsch einfach zu übernehmen, sollte man sich jedoch fragen, ob diese Perspektive von längerem oder gar ewigem Leben wirklich erstrebenswert ist. Man stelle sich nur vor, es ginge immer weiter und weiter. Dann würden wir uns jedoch mit den gesellschaftlichen Veränderungen entwickeln müssen, um mitten im Leben stehen zu können. Denn was hilft es, die Lebenseinstellung eines Menschen aus dem 19. Jahrhundert zu haben, wenn ich mich im 20. bewege?
Historische Phänomene wie Berufe oder Ehen könnten nicht mehr lebenslang funktionieren. Man müsste sie wieder beschließen und neu beginnen können.
Schlimmer noch wäre die Endlichkeit der Welt: hätte ich ‚500 Orte, die man sehen muss‘, besucht, bliebe doch nur noch das Weltall. Auch wenn das bald zur Eroberung ansteht, so würde auch das irgendwann endlich sein.
Und was wäre mit dem stetigen Anwachsen der Menschheit auf der Erde? Die würde doch binnen weniger Generationen platzen. Oder dürfte mit dem ewigen Leben auch niemand mehr geboren werden?
Variablen müsste man auch hinzuziehen: würde man altern? Oder dürfte man in dem Zustand stehen bleiben, der einem am besten gefällt? Könnte man sich überhaupt über Neues freuen? Oder würde das zum Normalzustand? Was ist, wenn nichts Neues mehr im Leben hinzukommt?
Der Mensch müsste sich wesentlich ändern, sollte das ewige Leben interessant sein. Vor allem dürfte es keine Müdigkeit geben. Denn die permanente Neugierde wäre dann das einzige Lebenselixier. Auch wäre Entwicklung ohne ein Ende nur ein Experiment, das sich nicht durchführen ließe. Man sollte mit Woody Allan halten: Jeder würde gerne der Wirklichkeit entfliehen, leider bekommt man nur in der Wirklichkeit ein richtiges Steak.