Die Antreiber sind ein gleichzeitig faszinierend einfach und erleuchtendes wie aber auch eingeschränktes Modell vom menschlichen Handeln. Die Transaktionsanalyse hat mit ihnen einen wichtigen Beitrag geliefert, soziale Interaktionen zu erhellen.
Bei meiner ersten Begegnung mit dem Konzept durchlief ich auch ein paar Fragen, um zu testen, welchem Antreiber ich mich am meisten zugehörig fühle. Man sagte mir, dass man eben den der perfekten Antreiber habe, wenn man sich nicht entscheiden könnte. Auch sagt man, dass sich in Not und Hektik automatisch der dominante Antreiber einstelle.
Was gibt es alles an Antreibern? „Sei (immer) perfekt!“; „Sei (immer) stark!“; Streng Dich (immer) an!“; Mach es anderen (immer) recht!“; Beeil Dich (immer)!“. Das sind die Klassiker.
Nun habe ich den Eindruck, dass diese Antreiber nicht alles sind, was mich kennzeichnet. Denn ich kenne diesen Wink zum Handeln in – mehr oder minder – sich wiederholenden Situationen. Sehe ich jemanden in Not, so stellt sich bei mir eine Art Schutzpflicht ein. Sie gleicht stark dem Hang des Erwachsenen, ein Kleinkind mit äußerster Vorsicht zu behandeln und einen Säugling zu streicheln und anzulächeln. Im sozialen Umgang höre ich häufiger die innere Stimme, gerecht zu sein. Meist führt das dann dazu, den Stärkeren auf’s Korn zu nehmen, wenn er seine Stärke jemanden anderem gegenüber ‚miss’braucht bzw. aufzwingt. Und auch höre ich den Wink, ein Mehrwert für die anderen zu sein und den Kontakt zu einem anderen zum eigenen Mehrwert für sich selbst zu machen.
Geht es um Einstellungen zu Dingen und Situationen, kenne ich den leisen Wunsch, wirksam zu sein. Das führt auch letztlich auch dazu, eine Herausforderung erst gar nicht anzugehen, wenn ich weiß, das ich ihr nicht Herr werde. Typisch dafür ist ein technisches Problem, das sich mir in den Weg stellt. Ich könnte damit kokettieren, wie es viele tun, die der technischen Grundoperationen nicht mächtig sind. Doch kann ich es einfach nicht!
Im Umkehrschluss zu meinen Antreibern verspüre ich in mir Kräfte, die genau das Gegenteil bewirken. ‚Abtreiber’ könnte man sie nennen, oder auch Mißstimmer oder Anhalter.
Bei einer Erörterung von Antreibern muss man wohl auch die kulturelle Abhängigkeit sehen, die aus einem typisch mitteleuropäischen Biedermeier stammt. Es ist das Konzept der guten Benehmer, der Braven, der Moralperfektionisten.
Zudem ist es blind für den sozialen Wettbewerb: ein Unternehmer oder Sportler würde wohl sagen ‚sei besser als die Konkurrenten’. Das ist doch ein lebensimmanentes Prinzip, das wohl täglich seine Geltung in unserem Handeln entfaltet. ‚Sei hübsch’ oder ‚werde begehrt’ könnten andere sozialen Antreiber sein, die gerade in der Pubertät ihre Wirkung entfalten.
Das Modell der Antreiber erledigt sich vielleicht nicht mit den 5 Klassikern. Man sollte prüfen, welche die eigenen sind.