Der Rüpel

„Trump kann austeilen, aber nicht einstecken. Das ist typisch für Rüpel.“ Das hörte ich bei einer Radiosendung nach einem dieser Termine im Vorwahlkampf 2016.

Natürlich ist dieses Verhalten uns allen bekannt. Bemerkenswert finde ich die Verbindung zwischen dem Wort ‚Rüpel‘ und diesem Verhaltenstopos. Denn zunächst kürt man die Routine mit einem Wort, das vermutlich überall – bis auf Texas – als Schimpfwort gilt.

Zweitens aber entlarvt es auch des Rüpels Schrägheit und Imbalance. Er ist eben ein Ausschlag in die eine Richtung, die wir überhaupt nicht mögen. Und die andere Richtung ist dem Pendel verschlossen.

Vermutlich brauchen eine Gruppe oder eine Gesellschaft Rüpel. Man kann sich an ihnen abarbeiten, in dem man sie als Modell für schlechtes Verhalten aufbaut. Man kann sich von ihnen distanzieren, um sich besser zu fühlen. Man kann sie gegen andere Rüpel einsetzen, um sich selbst zu schützen. Man kann sie als Kämpfer bei gewaltsamen Auseinandersetzungen oder im Sport einsetzen.

Einmal Rüpel, immer Rüpel? Wer schon einmal eine Rüpelei begangen hat, weiß, wie es ist. Vielleicht findet er Gefallen daran. Doch im Regelfall merkt auch ein törichter Rüpel, dass er vereinsamt, weder Bewunderung noch Aufmerksamkeit erhält. Dann ändert er zuweilen sein Verhalten, um etwas Gegenliebe zu erhalten.

Ob es wohl Menschen gibt, die Rüpel heißen? Tatsächlich tragen die dann ganz normale Namen, wie Karin oder Horst. Blickt man schon die Wortgeschichte, so stellt man überrascht fest, dass Rüpel eine Koseform von Rupprecht ist. Also ist das doch tatsächlich gut gemeint.

Man sieht: die Rüpel sind Außenseiter, die auch etwas Gutes an sich haben können.

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