Von Bärten und Jungs

Im meiner Generation wurden Bärte assoziiert mit Polizist, Hasenscharte, Geographiestudent oder Obdachlosem. Das war in den1980er Jahren. Schaue ich mir die Klassenphotos an, diese herrlich steifen Gruppenbilder voller verblichener Farben und noch heute spürbarer Kleidung, sehe ich niemanden, der einen Bart hat. Es gibt da 2 Jungs, die ‚light’ Rocker waren. Die rasierten sich nicht, hatten aber auch keinen Bart.

Als mein Vater in den 1950er Jahren begann, einen Vollbart zu tragen, wurde er von seiner Umgebung Othello genannt. Es sollte nicht darauf hindeuten, dass man ihn deshalb als Künstler betrachtete. Auch damals galt es als unschicklich.

Heutzutage tragen immer mehr Männer Bärte, gar Vollbärte. Zwischenzeitlich sieht der 30-40 jährige Mann wie ein Islamist aus. In Berlin ist der Prenzlauer Berg voll von diesen bärtigen jungen Männern. Es sieht uniformiert aus – auch wenn ich nie auf den Gedanken käme, dass Bartlose auch uniformiert sein könnten.

Als erstes frage ich mich dann, ob das denn überhaupt passt. Ich hatte mein Leben lang die seltsame Idee, Bärte seien etwas für Ältere. Jetzt kommen diese jungen daher und tragen Bärte. Sie sind fast alle gleich, nichtmals fleckig, sondern gut und dicht gewachsen. Weiter überlege ich dann, ob die wohl auch dieses Set an Bartpflegeinstrumenten über den Waschbecken ihrer Badezimmer stehen haben, was man dann eben so benötigt. Von da aus schwenken meine Gedanken fort zur Frage, ob denn darunter Alles hygienisch zugehen kann.

Auch frage ich, wieso es wohl überhaupt jemals Bärte gegeben hat. Wahrscheinlich entschied darüber die Natur, die dem Mann für seine winterlichen Ausflüge bei der Jagd so etwas wie einen Schal verpasst, der ihn schützen sollte. Haben denn Tiere auch Bärte?

Fazit: auch wenn sie sich verstecken, sie sind doch ok. Auch in unserer Adoleszenz gab es das, als 3-Tage-Bärte. Historisch kompensieren können wir den dünnen haarigen Aufstrich damit, dass wir körperlich damals nicht rasiert waren.

 

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