Wie sehe ich aus?

Wie oft schauen wir wohl in den Spiegel? Keine Ahnung!

Ich selbst checke am Morgen, ob ich mich so zeigen kann. Aber wozu dient das eigentlich? Sehe ich ‚gut‘ aus? Ist irgendetwas schräg? Habe ich vielleicht ein Spaghetti im Mundwinkel?

Tatsächlich habe ich berechtigte Sorgen: denn hin und wieder entgleite ich mit der Rasierklinge. Schlimmer aber ist, es ist Winter und ich habe zu heftig angesetzt – es blutet dann später leicht aus meinem Gesicht. Und ich sehe dann aus wie ein Monster. Mein Gegenüber in der U-Bahn deutet mir dann eine Reaktion an, die ich jedoch ohne Spiegel kaum einzuschätzen weiß.

Gibt es denn noch andere Motive für den Spiegel? Ist das Hauptmotiv, nicht aufzufallen? Oder eben doch aufzufallen?

Es gibt dieses Wiegen des Kopfes, wenn man sich im Spiegel betrachtet. Zum einen dient es wohl dazu, alle Winkel auszuleuchten. Zum anderen aber könnte auch die jeweilige Ansicht mit dem imaginären Wunschbild abgeglichen werden.

Man muss die Geschichte der Menschheit wohl unterteilen in die Zeit vor und mit dem Spiegel. Stelle ich mir vor, wie Menschen früher ein Abbild ihrer selbst erhielten, fällt mir die ruhige Seeoberfläche ein. Welch Schreck muss es wohl gewesen sein, plötzlich sich selbst zu erblicken!

Narziss war wohl eher die Ausnahme: er verließ den Ort der Selbstbetrachtung nicht mehr. Er bewunderte sein eigenes Äußeres. Möglicherweise gebe es keine Narzissten, wenn Spiegel nicht erfunden worden wären.

Dann jedoch hätten wir es nicht zu einer umfassenden Bildung unserer Identität geschafft. Denn die schließt ja unsere Körperlichkeit mit ein. Und wir hätten wohl auch nicht Körper und Unversehrtheit mitsteuern können. Wir wären wohl einfach Instinkt geblieben.

Also dann schauen wir uns doch lieber weiter in Spiegel an.

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