Tode

Diese Woche erhielt ich gleich zwei Todesnachrichten. Der Tod ist in unserer Gesellschaft derart mystifiziert, dass man sich regelhaft und wie von einem mechanischen Automatismus gesteuert durcheinander und aufgewühlt fühlen muss.

Das verhält sich so bei der Übergabe der schlechten Nachricht – vielfach im Fernsehen gesehen und wohl täglich in einem Film erlebbar. Dann schreien die Menschen; sie brechen sofort in Tränen aus; oder sie starren vor sich hin. Im Leben jenseits der Leinwand sind sie zunächst nur ungläubig.

Auch gibt es diejenigen, die sofort reagieren, in dem sie sich das Ableben erklären: er sah aber auch schlecht in den letzten Monaten aus; sie hatte auch keine Lust mehr; das wundert mich nicht bei seinem Lebensstil; und ich hätte schon früher damit gerechnet.

So melden sich ‚Trauernde‘ mit Sätzen wie „ich habe mit Bestürzung den Tod von x‘ wahrgenommen.“ „Man muss die Hinterbliebenen mit ihren Gefühlen nun alleine lassen.“ Das schont die. Es ist ‚das’ Ritual unserer Gesellschaft, verbal beizustehen und gleichzeitig sozial fernzubleiben. Was nur sagt das dem, der diese Sätze lesen oder hören muss?

Ich selbst habe eher Interesse daran, den Näherstehenden irgendetwas Sinnvolles mitzuteilen. Da ich keine Schulung als Trauerredner durchlaufen habe, weiß ich wirklich nicht, worauf dabei zu achten ist.

Ich folge dabei keinem Muster: ich versuche nur, Nähe zu vermitteln und zu verstehen zu gehen, dass ich die unmittelbare Phase kenne; ich schreibe etwas über den toten Menschen; und spreche aber auch über meinen eigenen Alltag, um das Fenster des Lebens als offen und gegenwärtig zu beschrieben. Ob das richtig ist, weiß ich nicht.

Aber ich versuche, mich nicht feige zu entziehen.

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