Dieser Blick des Mitmenschen hinter mich in den Spiegel oder in das Schaufenster irritiert mich immer wieder: Da steht eine Frau jenseits der 12 Jahre vor mir und misst sich im Spiegel. Darüber hinaus wird dann noch getupft, das Haar gerichtet. Oder aber man rotiert ein wenig, um sich von allen Seiten beschauen zu können.
Der wichtigste Wert von adoleszenten Mädchen ist ‚gut aussehen‘. Das ergeben Umfragen von Jugendbarometern.
Wieso eigentlich will man das? Man will doch nicht angegafft werden, Frauen schon gar nicht. Es gibt so viele Gründe, die sich in diesem Verhalten bündeln könnten: die Brautschau beginnt; durch schickes Aussehen sichert man sich die Sympathien und Beachtung anderer; das schlichte ästhetische Empfinden treibt uns dazu; man möchte sie Peer Group oder das Milieu kopieren.
Letztlich aber handelt es sich wohl darum, zum einen nicht unangenehm aus der Masse hervorzustechen, sich zum anderen dem wohlwollenden Blick der anderen zu versichern.
Der Gegensatz zu alledem ist die Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Äußeren. Das ist auch ein Statement: Euer Urteil ist mir unwichtig!
Die Entscheidung dürfte im Freiheitskampf jedes Menschen, also in der Pubertät und seiner späteren Vollendung angelegt sein. Entweder es treibt den jungen Menschen, den Durchschnitt der Erwachsenen einer Gesellschaft zu kopieren – oder man grenzt sich bewusst ab.
Es gibt auch den Satz ‚heute habe ich ganz gut ausgesehen‘. Der bezieht sich aber auf Leistung – nicht auf Aussehen. Analog wäre: heute war ich ganz gut; heute ist mir etwas gelungen. Dennoch: es geht auch hier zum das Aussehen des Tuns.
Es handelt sich eben um den ewigen Sozialvergleich und der Selbstversicherung, ok zu sein. Es ist jedoch verwunderlich, bezieht man dies auf seinen Körper und sein Gesicht als Kristallisationspunkt. Denn das ist nun wirklich nicht der Ausdruck des Menschen.