In Tuchfühlung mit dem Verrückten

Plötzlich wendet sich mein Körper ab, als dieser laut vor sich hin schreiende junge Mann mich auf der Straße passiert. Er rezitiert, er reklamiert, er doziert, er lamentiert in einer durchaus gewählten, weil Wort- und Akzent-reichen Sprache. Kurzum, er schreit seinen inneren Dialog heraus, damit ihm alle folgen können. Ein wenig ist das so, als ob eine Mitreisende gerade am Handy mit ihrer Freundin über ein privates Problem spricht.

Es gibt diese Marktschreier, die immer mit Argwohn angeschaut werden. Meist sind es Menschen mit einer Mission, die einen Glauben verbreiten wollen.

Mein Körper dreht sich automatisch ab, während mein Kopf fragt, wieso hierfür eigentlich ein Automatismus besteht. Denn – an sich – ist das eben nur ungewöhnlich, nicht gefährlich und nicht peinlich.

Doch das Innere Empfinden schreit geradezu heraus, dass man sich fernhalten solle. Spekulieren lässt sich nur über die Ursache dieses Verhaltens, das ‚Mainstream‘ ist.

Zunächst fallen mir Grundbedürfnisse ein: der Mensch könnte verrückt sein und eine physische Gefährdung für mich bedeuten. Dann wäre ein Dialog, den der Verrückte möglicherweise sucht, wohl schwierig: ich könnte nur ein anonymer Adressat des Wahns sein; oder ich müsste mich auf den Irrsinn einlassen; ich wüsste nicht, was auf mich zukommt. Die beobachtenden Mitmenschen würde mich beobachten und den Kopf schütteln, da ich nicht nach ihren Vorstellungen agierte.

Also lasse ich sie ziehen, die Gelegenheit, mit einem vermeintlich Verrückten neue Erfahrungen sammeln zu können.

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