„Es ist unglaublich, dass noch nichts vorgesehen ist. Die Behörden sind überfordert!“
Das ist die Message, die über die Medien täglich und gar stündlich dröhnt, wenn die Flüchtlinge in den Kommunen in die Erstaufnahmelager untergebracht werden müssen.
Der Deutsche assoziiert mit dem Wort der ‚Überforderung‘ so viel: es ist nichts vorbereitet; es fehlen Konzepte; es fehlen Kapazitäten. Kurz: man hat „nicht richtig gearbeitet!“
Dahinter steht die Überzeugung, dass Arbeit und Vorbereitung/Planung ein Muss sind – selbst in Situationen, die unvorhergesehen sind.
Es wird dadurch eine sehr ungute Stimmung erzeugt: denn erstens erhebt man sich über andere. Es schwingt auch mit, dass man den zuständigen ebenso wenig für die Zukunft trauen darf, ihre Aufgabe adäquat zu erledigen. Es steckt dahinter ein letztes Urteil wie durch einen Richter. Hinter ‚überfordert‘ steckt das Urteil ‚unfähig‘ und Schuld.
Somit aber leistet man keinen Beitrag zu einer Lösung, sondern entzieht sich. Die Bereitschaft für einen Dialog wird ausgeschlossen. ‚Überfordert‘ impliziert aber auch, dass es hätte klappen können, gar müssen: die Aufgabe hat eine Lösung.
Weiter geht damit einher, dass die Einrichtung ‚fehl am Platz‘ ist, ja versagt hat. Damit wird auch den Menschen gewissermaßen ihre Existenzberechtigung entzogen.
Vor allem die Journaille trägt durch ihre Wortwahl zu einer Stimmung bei, über die sie selbst aufgrund ihrer Kompetenz in Sprache und Wertemustern wissen sollte.
Irgendwie wäre doch auch ‚Überlastung‘ ein gutes Wort. Doch habe ich die Befürchtung, dass wir Deutschen ausschließlich zu einer Haltung fähig sind, die die Existenzberechtigung des Gegenübers verneint: „weg damit! Das ist nicht zu ertragen.“ Ich hoffe nicht, dass ich mich jemals mit diesem Wort selbst erwische!