Verstanden habe ich nie, wieso ‚geflügelte‘ Worte so heißen. Denn will uns das sagen, dass Gedankenstränge von einen zum anderen fliegen? Auch mit ‚Sprichwort‘ tue ich mich schwer. Denn soll das bedeuten, dass bestimmte Worte nur gesprochen und nicht geschrieben werden?
‚Saying‘ dagegen leuchtet mir schon eher ein. Das klingt nach ‚einfach so dahin gesagt‘. Es gibt Menschen, die sich in besonderem Maße angewöhnt haben, Sätze in die Konversation zu zu werfen, die sie immer und immer wieder sagen. „Das Leben ist nicht leicht“ ist so ein Satz.
Ich frage mich neugierig und offen, was das wohl mit dem macht, der dies tut. Diese dahin gerotzten Sätze sind meist der Abschluss eines Gesprächsthemas, ein Zeichen dafür, dass jetzt nichts mehr dazu zu sagen ist. Gleichzeitig sind solche Sätze ein Fazit, das immer wieder eine eigene Lebensweisheit, eine Einstellung wiederholt und damit verstärkt.
Für das Gegenüber ist es nicht leicht, dieses Basta-Signal zu akzeptieren. Ich erinnere mich vieler alternder Menschen, die sich an solchen Lebensweisheiten festhalten. Als Jugendlicher befand ich dies bemerkenswert, da dadurch ein spannendes Gespräch immer schnell zu Ende gehen konnte. Aber auch schmunzelte ich, wenn mein Großvater einfach so sagte „und ich war immer vorne weg“. Es war ein Wiedererkennungsmerkmal, ein Ritual ohne Sinn.
Dieses ständige Wiederholen zeigt aber auch die abnehmende kognitive Beweglichkeit. Ein einstiger Vorgesetzter schloss Berichte mit et cetera, et cetera. Er war schlicht zu faul und auch müde geworden, die für ihn selbstverständlichen Dinge zu wiederholen.
Ich versuche mich, vor diesen Basta-Sätzen zu hüten – oder sie aber auch zur Belustigung einzusetzen. Ein Studienkollege intervenierte gerne in einer dieser hitzigen Gerechtigkeitsdebatten mit ‚das tut mir doch auch weh‘, was bei mir immer zu einem echten Auflacher führte.
Vielleicht ist es ja legitim, einfach einmal so Worte hinzurotzen. Ich weiß dann immer nur, dass ein Gesprächsblock zementiert wurde.