Ein herrliches Wort – seit wann es wohl existiert? Eigentlich müsste es ja Mordargument heißen, da man den Gegner vernichtet sehen will.
Aber so einfach ist es dann doch nicht. Denn der Nutzer des Totschlagarguments kann mit seiner Verwendung unterschiedlichen Motiven folgen: zunächst kann es schlicht Schwäche sein, da er mit dem Niveau seines ‚Gegners’ nicht zurecht kommt; dann kann er schlicht müde oder nicht mehr gewillt sein, weiter zu diskutieren; oder aber er mag es, den anderen zu demütigen und auszuschalten, das letzte Wort zu haben. Oder er hat es eben einfach so von seinen Eltern gelernt.
Sicherlich gibt es noch eine Reihe plausibler Gründe, Totschlagargumente zu nutzen.
Beispiele sind: Das ist doch logisch! Das war doch schon immer so! Natürlich habe ich recht! Das ist eben gesunder Menschenverstand! Sie haben keine Ahnung!
Es ist schade, dass diese Geister des Totschlags noch immer ihr Unwesen treiben. Sie sollten besser exkommuniziert oder verfemt werden. Besser natürlich wäre, dass man die Kunst des Austausches in den schulischen Lehrkanon aufnimmt. Was in England für eine Bildungsschicht funktioniert, geht hierzulande in der Rezeption von ‚Unterm Birnbaum’ unter. Der Dialog, das Gespräch, die verbale Auseinandersetzung sind ein zentrales Instrument, um seinen Weg in der Gesellschaft zu machen. Denn es bedeutet ein gewisses Maß an Unabhängigkeit und Autonomie in einem sozialen Konflikt.
Interessant ist auch, wie man mit solchen Totschlagargumenten umgeht. Meist wird die Sachlichkeit empfohlen. Doch wie soll das gelingen, da ja der Opponent gerade die sachliche Ebene verlässt? Es ließe sich auch offen auf einer dritten Ebene ansprechen, dass dies ein Totschlagargument ist, um zu sagen, dass dies ein einseitiges Ende des Dialoges bedeutet. Man könnte offen anschließen, dass man anders fortfahren müsse.
Wer daraus ein Spiel macht, kann einfach bessere eigene Totschlagargumente finden. Dann aber ist es kein Dialog mehr, sondern nur noch ein Kampf um das letzte Wort!
Vielleicht bebildert man das Geschehen mit einem Ringen. Die Sportler sind die Gesprächspartner, die Mittel die Worte. Nutzt einer ein Totschlagargument, wird er disqualifiziert.