Wieso nur gibt es Hacker? Es ist das überhaupt ein Phänomen? Gibt es Hacker erst, seitdem das Internet die Möglichkeiten schafft – welcher Verhaltensweise entsprach das Hacken früher? Gibt es Hacker auch ohne Geräte?
Wenn man sich so vorstellt, welche Motive mit dem Hacken von Computern anderer Menschen und Einrichtungen einhergehen könnten, fallen mir einige Triebkräfte ein: es ist schlicht Abenteuer. Zudem ist es Ehrgeiz zu schauen, ob man es auch schafft. Grenzen auszuprobieren gehört zur menschlichen Anthropologie. Auch hat das ganze etwas Voyeuristisches, da man Dinge sehen kann, die zur geistigen und emotionalen Intimsphäre, auf jeden Fall aber zur Privatsphäre gehören. Auch entspricht es dem Bestätigen eines Selbstbildes, selbst und alleine ohne jegliche fremde Hilfe agieren zu können. Schließlich könnte es auch sozialem Druck entspringen, zu einer Gruppe zu gehören, die sich rühmen kann, eine Technik zu beherrschen. Wer sich in der Welt der Computerspezialisten heimisch fühlt, dürfte auch anstreben, zu den Besten zu gehören.
Dass es sich um eine kriminelle Handlung handeln könnte, wird vor den Hackern vermutlich eher vermutet denn gewusst. Ernstlich würden sie auf eine Befragung hin eher von einem Kavaliersdelikt ausgehen. In der Glaubenswelt des Hackers gibt es vermutlich eine große Gruppe, die nur an einen Streich glaubt, da ja kein Schaden zugefügt wird.
Auf jeden Fall handelt es sich um eine Grenzüberschreitung, die die persönlichen und organisatorischen Grenzziehungen anderer nicht respektiert. Aus dem persönlichen und Face-To-Face-Erleben kennen wir das: wir fühlen uns unwohl, entziehen uns und distanzieren uns gar wörtlich von der Grenzüberschreitung eines anderen. Und als respektierender Mensch akzeptieren wir das auch. Denn auch wir selbst wollen ja nicht Dinge preisgeben, die wir verbergen.
Gerne würde ich allen Grenzüberschreitern einen kleinen Text zur Verfügung stellen. Darin würde ich wohl wie folgt schreiben: Lieber Grenzüberschreiter, schön, Sie begrüßen zu dürfen. Eigentlich hätte ich mich gerne mit Ihnen ausgetauscht. Doch gewissermaßen sind sie flüchtig. Ich weiß nicht, ob ich Sie interessiere oder ich nur zufällig Ihr Leben kreuze. Mich interessiert natürlich, was Sie über mich herausgefunden haben, ja auch, wie Sie mich nun beurteilen oder einschätzen. Andererseits weiß ich nicht genau, ob ich mit Ihnen nun darüber austauschen will. Denn es ist unwahrscheinlich, dass wir einander verstehen. Wir teilen wohl nicht dieselben Werte und Interessen. Denn ich persönlich würde Ihren Computer nicht hacken. Recht haben Sie, dass ich dies ohnehin nicht kann. Doch glaube ich auch, dass ich bei Ihnen nicht viel finden würde. Sie sind ja wahrscheinlich mehr bei anderen unterwegs als sich mit sich selbst zu beschäftigen. Das würde mich dann doch eher langweilen. Sollten Sie am Ende doch Kontakt zu mir aufnehmen aufnehmen wollen: Sie wissen ja, wo Sie mich finden.
Fazit: der Grenzüberschreiter ist ein Typ, dem man persönlich begegnen statt nur ablehnen sollte. Denn es ist doch interessant zu erfahren, was die anderen treibt. Sicherlich gehört Mut dazu, doch ohne Mut erlebt man eben auch keine Abenteuer. Das war schon bei den Weltumseglern so.