Entwürfe

Lassen wir die Geschichte der Menschwerdung einmal 50.000 Jahre dauern – auch wenn es sicherlich keinen klaren historischen Start geben kann. Die Zahl allerdings gibt ein gutes Abbild von ihrer Länge und der Anzahl an Generationen.

Rund 99 Prozent der Zeit mussten sich die Menschen den äußeren Bedingungen anpassen. Das war Grundvoraussetzung für ihr Überleben. Da waren natürliche, landwirtschaftliche, biologische und soziale Erfordernisse. Für den internen Zwist sorgten die Menschen schon selbst.

Und plötzlich geschieht etwas Unvorhergesehenes: die Menschen basteln sich ihre Umwelten. Es geht um Lebensentwürfe. Nicht mehr die realen Verhältnisse zählen. Es ist, als ob jeder ein wenig Gott spielen könnte. Der Mensch kann sich so konstruieren, wie er glaubt, sein zu wollen. Es ist wohl der Gipfel des Menschen als Homo Faber, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt.

Natürlich nimmt das Schwung mit den technischen Möglichkeiten auf. Denn das erst ist auch die Voraussetzung dafür, dass man eben nicht 10 Stunden täglich für das Besorgen der Nahrungsgrundlage aufbringen muss.

Zwischenzeitlich jedoch bastelt man an vielen mehr. Erst am Äußeren: chirurgische Reparaturen sind ja nur eine Vorstufe für die heutigen Eingriffe, die die Ästhetik verbessern helfen sollen.

Es geht aber noch weiter: denn man kann gar die Biologie ändern, indem man sein Geschlecht in ein anderes umwandelt.

Und natürlich macht auch nichts davor halt, das Bewusstsein zu gestalten – das sind Drogen, Psychotherapie usw.

Davon handeln ja auch science fiction-Filme, die zwischenzeitlich real science gewichen sind. Die Akzeptanz dafür dürften eben die filmischen Welten geschaffen haben.

Und nun vermischen wir uns auch noch mit Maschinen. Das beginnt schon mit dem Zusammenleben mit Puppen: das haben wir zwar als Kind bereits getan. Doch nun greift das Phänomen auf die Welt der Erwachsenen über.

Auch können wir Cyber Sex haben. Der Mensch kann mit Programmen einen Dialog erziehen, den er mit einem zwischenzeitlichen verstorbenen Mitmenschen hatte. Androiden kommen erst in Supermärkte, dann in Altersheime. Und Alexa und Co bringen letztendlich einen Assistenten ins Leben, von dem wir uns weiter abhängig machen.

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