Eine gute Figur machen

Im Rennen um den CDU-Parteivorsitz hat der NRW-Kandidat Armin Laschet eine schlechte Figur gemacht; Markus Söder hingegen eine gute.

Liest und hört man von dieser Einschätzung, so beginnt man darüber nachzudenken, was unter einer ‚guten Figur‘ wohl zu verstehen ist. Konkret wissen wir vermutlich, was eine ‚gute Figur‘ ist. Doch was heißt das hier?

Eine ‚gute Figur‘ ist natürlich – auch – die Physis. Denn ein Körper mit dem Augenschein geringer Leistungskraft ist bedauerlich; kann er sich doch weder schützen, noch angreifen, ergo im Kampf und Wettbewerb nicht bestehen. Daher hat er keine Berechtigung für eine Führungsrolle. Gleichzeitig ist er – wie Pickel im Gesicht – etwas, was der Attraktivität abträglich ist: man würde sich nie körperlich darauf einlassen, eher ekeln; für den Fortbestand der Spezies also völlig unerheblich.

Eine ‚gute Figur‘ jedoch ist eben auch der Eindruck, den jemand gibt: und der ist für jeden anders. Also hängt die ‚gute Figur‘ im Namen des Betrachters.

Die gute Figur ist eine Wette auf die Zukunft: wer könnte für mich und uns einen potentiellen Vorteil in der Zukunft erringen?

Und wer bedient meinen sehr spezifischen Glauben mehr als mein Abbild von Fähigkeit? Hierzu gibt es natürlich gesellschaftliche Glaubenssätze, die nirgends besser ausgedrückt werden als durch journalistische Bewertungen: der scheint fähig, der hingegen weniger. Und so folgen wir dem Trommelfeuer der Berichterstattung.

Also nochmals: ist Söder nicht der richtige? Der Politiker gab in der Pandemie den Anschein, sich strikt um die Gesundheit der Bevölkerung zu kümmern; er schien sich durchzusetzen, Kante zu zeigen; er machte den Eindruck, seine Administration im Griff zu haben: Doch was zeigt das Ergebnis? In Bayern tobt das Virus wie nirgendwo; die Pannen der Testverfahren häufen sich; und wieso wurde der Mann in den letzten Monaten nicht über andere Äußerungen und Maßnahmen wahrgenommen? Wie also bekommt er es hin, Vertrauen zu bekommen? Seine Figur bleibt schemenhaft.

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