Von laut und leise

Menschen sind sehr unterschiedlicher Lautstärke: die einen sind leise, die anderen lautstark. Beides kann auf die Mitmenschen magisch wirken; das hängt von ihren Dispositionen und aktuellen Stimmungen ab.

Die Bedürfnisse der Hörer sind eine Mischung von aktuellen und strukturellen Elementen. Aktuell ist die Stimmung, ob man eher Ruhe oder Aufregung sucht. Das Alter kennt unterschiedliche Toleranzen. Zudem spielt wohl auch der Stress eine Rolle, der beispielsweise bei Hitze steigt. Strukturell sind Menschen wohl in starker Abhängigkeit von der Lautstärke, wenn sie Menschen bewerten.

Typen könnten die Beweger sein, die an ADHS leiden oder Jugendgangs anführen. Sie sind wie von einer Winde angezogen und spulen sich einfach ab. Typen sind auch die solitären Schweiger, die da sind, ohne dass sie bemerkt würden.

Es gibt ein Bedürfnis nach Schweigen: vor vielen Jahren las ich ein Interview mit Larry Hagman, der in Dallas JR Ewing spielte. Es hatte sich zur Regel gemacht, sonntags einfach nicht zu reden: „Man spricht ohnehin zu viel, vor allem als Schauspieler.“ Und just das hat gerade Emma Thompson in einem Interview auch gesagt. Schweigen sei ihr Normalzustand.

Schweigen wird auch als eine Methode verstanden, sich nicht zu versündigen und sich rein zu halten. Das Schweigegelübde der mittelalterlichen Orden sollte das individuelle Verhältnis zu Gott vertiefen helfen. Und tatsächlich stellte sich eine gesamte Bewegung in den Dienst des Schweigens, nämlich die Kartäuser Bewegung.

Die Abkehr vom Weltlichen lässt sich in der Klosterpraxis sehen, die heutzutage gestresste Unternehmer zum Innehalten einlädt. Das zeigt sich auch in säkularem Firmen, wie Orten der Einsamkeit:

https://m.spiegel.de/reise/fernweh/extrem-abgelegene-hotels-still-weit-weg-a-1286406.html

Gleichzeitig aber gibt es Menschen, die Lautstärke brauchen. Dann fällt mir immer der Spanier an sich ein. Ich glaube, dass er sich einsam fühlt, wenn nicht jemand in seiner unmittelbaren Umgebung laut spricht, ja schnattert.

Ich mag Musik, nur wenn sie laut ist, singt Herbert Grönemeyer über die Tauben.

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