In einem Radiobericht zu Intel in Kenia hörte ich einen Läufer zitiert werden, wie er seine Zukunft einschätzen würde, wenn er kein Profi würde.
Ich lebe in einer Wellblechhütte mit meiner Familie.
Ich habe studiert; ich bin Ingenieur.
Trotzdem habe ich keinen Job, weil mir mein Land keinen anbieten kann.
Ob ich glücklich bin? Ja!
Ich habe nicht die Möglichkeit, mein Glück von materiellen Dingen abhängig zu machen.
Außerdem darf man nicht unglücklich sein: sonst wird man krank
Das Leben ist schön, dass macht mich glücklich!
Diese Begründung von Glück mag den Zuhörer überraschen. Denn Glück als Gegengewicht der Krankheit gegenüber zu stellen und als Trotz gegen entgangenen Wohlstand, würde uns in Europa nicht einfallen. Denn wir betrachten Glück als einen erstrebenswerten Zustand an sich.
Gleichwohl ist der Begriff frei für jegliche Befüllung: er könnte Zufriedenheit bedeuten, eben Wohlstand, sich glücklich schätzen, gesund, erfüllt sein usw. Natürlich überlappen sich die Konzepte, doch immerhin haben sie allesamt in unserer Wahrnehmung eines gemein: es sollte ein Zustand sein, den man sich erarbeitet; auf den man hinstrebt; der erst später im Leben kommt; und der möglichst dauerhaft ist.
Nicht vorgesehen sind glückliche Momente. Auch ist befremdlich, glücklich zu sein, wenn man das nicht objektiv nachweisen kann: ein bloßes subjektives Glücksgefühl wird sicherlich zumindest von uns Deutschen hinterfragt.
Glückselig ist ein Zustand, den man mit Stirnrunzeln hinterfragt: dieses ewige Lächeln ob der Geburt eines stolzen Kindes oder über die Vermählung mit einem Partner provoziert so manchen: komm doch jetzt endlich mal wieder runter! Schlimmer noch werden die spirituell Verklärten geahndet, indem man ihnen nachsagt, gedreht worden zu sein: dieses ständige Lächeln der Mitglieder einer Sekte x oder y ist dem Wahnsinn nahe.
So darf auch niemand unglücklich sein, der eigentlich alles hat: ein Haus, eine Familie, persönliche Gesundheit und einen guten Job. Nach deutschen Maßstäben hat der eben alles.
„Glück gehabt“ kann ins Negative fallen: dieser Typ hat den Karriereschritt oder den Lottoscheinen gar nicht verdient. Das ist ja nur Zufall. Glück gehabt würde man aber auch sagen, wenn jemand drohendem Schaden entgangen ist, wie bei einem Unfall, bei dem man hätte verletzt werden können.
Wie man es auch mit dem eigenen Glück hält: die Umwelt könnte es anders bewerten. Besser also erfindet jeder sein eigenes Glück. Auch das Placebo alleine schon hilft!