Antreiber

In der klassischen Lehre gibt es die Antreiber, die die Menschen nach ihren bedeutsamsten Antrieben klassifizieren können. Das Konzept erfreut sich großer Beliebtheit unter Trainern, Coaches und Populärratgebern. Es handelt sich um insgesamt 5 Antreiber: sei

Vielleicht sollte ein neuer sechster Antreiber hinzugefügt werden: „sei einzigartig“! Denn die Selbstoptimierung nimmt zwischenzeitlich eine kollektive Wucht ein, die ein eigenständiges Merkmal zu sein verdient. Denn Menschen zeigen ein Suchtverhalten sowie ein neues dominantes Merkmal.

Gerade unter den Heranwachsenden firmiert das zu einer neuen Norm, die von einer Minderheit als wichtigster Wert ihren Alltag deklariert wird: Mädchen im Alter zwischen 14-18 Jahren geben an, das der wichtigste Wert im Leben sei, gut auszusehen. Die sog. ästhetischen Behandlungen nehmen in der Medizin zu.

Daneben suchen die modernen Menschen mehr nach ihrer ureigensten Identität. Das zeigt sich an der geschlechtlichen Orientierung. Denn zwischenzeitlich soll es für sie Social Media über 60 Standard-Kategorien geben. Es ist genau das Wichtige vor allem für junge Menschen, sich auszuprobieren.

Ich erinnere mich noch an einen Mitstudenten, der sich verweigerte, seinen Namen auf eine Teilnehmerliste mit fortlaufender Nummer zu schreiben: „ich bin doch keine Nummer!“ blaffte er in die anonyme Runde.

Die Moderne wollte es so: der Mensch soll sich frei entschieden können und seine Freiheit auch dafür nutzen, sich selbst zu erfinden – frei von jeglicher äußerer Einflussnahme. Was daraus geworden ist, bahnt sich allmählich an. Mann und Frau müssen über einen Selbstentwurf verfügen, um – bei aller Gleichheit der Möglichkeiten an Freiheit – unterscheidbar zu sein. Nur geht es schließlich um die zivilisatorische Errungenschaft des Westens an sich, das selbstbestimmte Individuum.

Also bastelt man Zeit Lebens an seinem Ich. Dabei ist von enormer Bedeutung, sich einem Fremdvergleich zu unterziehen. Man muss sich unterscheiden, aber gleichzeitig auch wahrgenommen werden. Schließlich begeht man diese Selbstoptimierung nicht nur für sich, sondern seine soziale Rolle, mit all‘ ihren Erwartungen an sie.

Die Konsequenz liegt auf der Hand: man ist auch für das Ergebnis verantwortlich! Und somit gerät der homo faber in die Rolle des produzierenden ‚und‘ konsumierenden. Das schafft einen Druck und einen permanenten Antrieb. Und voila: der sechste Antreiber ist geboren.

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