Welch vernichtender Satz! Der dem Angesprochenen den ultimativen Verlust vor Augen führt. Er klingt wie: „die Chance kommt nie wieder.“ „Nur einmal im Leben kann man derlei machen.“ „Das passiert im Leben nicht noch einmal.“
Irgendwann im Leben stellt sich die Gewissheit ein, dass der Rest kürzer ist als das davor. Das ist seltsam, hat man doch immer mit dem Gefühl gelebt, alles stehe einem offen; man könne alles immer wieder probieren; es bleibe noch so viel Zeit. Und dann plötzlich: ist diese Gewissheit hin! Nun kann man darüber noch nachdenken, was man alles noch so anstellen kann, um den Rest der Zeit so zu nutzen, dass man zufrieden sein kann. Einige Träume lassen sich so wohl noch erfüllen; wobei das eher materielle sein dürften.
Der Satz wird auch häufig herausgeschleudert, wenn man jemand sagen will, dass man nicht mehr mit dem anderen will. Es heißt: „Schluss! Es ist aus!“ Und man weiß, wie schwierig das zu akzeptieren ist.
Gewissheit und Einsicht in die Endlichkeit sind dem Menschen eher fremd: das Schaffen und Konstruieren von Neuem dagegen vertrauter. Normalzustand ist die Stabilität: nichts darf sich ändern.
Alle philosophischen Bemühungen herauszufinden, was den Menschen wirklich ausmacht, bestätigen dies. Es ist der homo faber, der homo ludens, der homo rationale usw – alle vereint sie, dass das Leben auf Erfüllung gepolt ist.
Zudem ist das Leben an sich zum höchsten aller Werte erhoben worden – wobei es freilich nur um menschliches Leben geht;-) Das zeigt sich darin, dass man heutzutage darum kämpfen muss, sein Leben legal zu beenden – oder den tabuisierten Selbstmord zu begehen. Der Selbstmord ist für die Mehrheit mit dem einen Makel verbunden – man kam nicht mehr, geistig oder körperlich. Der ‚Freitod‘ hingegen ist konzeptionell schon nicht mehr im kollektiven Bewusstsein.
„Deine Zeit ist gekommen“ tönt es am Ende eines Lebens, wenn denn die Balance zwischen Lebensstärke und -schwäche negativ wird. Und dann heißt es ein letztes Mal, dass es vorbei ist.