Das kollektive öffentliche Lachen

Es gibt wohl nichts Schlimmeres für junge Menschen als die Belächlung durch Dritte! Denn das bedeutet soziale Ächtung. Und offensichtlich erträgt Mensch das nicht.

Adorno hat 1964 ein prominentes Seminar darüber gehalten. Es sah das kollektive Lachen als ein Mittel der Repression. Es ist ein Mittel, um Menschen anderer Meinung zu diffamieren und zu diskreditieren.

Ich beobachte dies nach der Lektüre dieser historischen Seminarberichte leider immer häufiger in meiner eigenen Umgebung. Wahrscheinlich drängt es sich eben nach einer solchen Erfahrung einfach auch mehr auf.

Ich kenne dieses Auslachen vor allem von den Chinesen, aber auch von den Franzosen. Das scheint so etwas wie ein nationaler Sport zu sein. Aber auch die ARD Sendung ‚verstehen Sie Spaß?‘ hat diese Häme als Erfolgskonzept zugrunde gelegt.

Aber es gibt natürlich auch dieses laute Auflachen des einzelnen, der völlig verunsichert durch die Welt stolpert. Das ist eine Übersprungshandlung, die immer wieder im sozialen Zusammenhang auftritt, wenn das Selbst zum Thema wird. Und das gibt den betroffenen Menschen eigentlich noch mehr das Image eines bedauerlichen Daseins. Es ist, als ob sie sich selbst auslachen würden, um anderen zuvor zukommen.

Jedoch bleibt es dabei: die Menschen wollen nicht ausgelacht werden. Ihre Lebenskraft, also die Anerkennung durch andere, scheint vom Wohlmeinen der Mitmenschen abhängig zu sein. Dann vergräbt man sich, will sich entfernen – um nur nichts ertragen zu müssen.

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