Das Leben ist eine Geschichte der Ängste und Kränkungen

Der Psychologe Wolfgang Schmidbauer äußert gelegentlich, das ganze Leben sei ein unentwegter Fluss von Kränkungen.

Wenn dem so ist, dann ist das Leben ehrlich kein Ponyhof: denn dort reiten die jungen Mädchen durch hohes Gras und erfreuen sich der Sonne und dem Kaltgetränk danach.

Kränkungen sind einerseits die Ent-täuschung von explizierten Erwartungen; andererseits ist es auch die Erkenntnis, dass sich Hoffnungen nicht erfüllen.

Ängste hingegen sind eine normale Begleiterscheinung im Alltäglichen: vielleicht hat man ja häufiger Angst als man lacht!? Doch ist mit jedem potentiellen Erfolg natürlich auch der Misserfolg möglich, was wiederum einer Kränkung entspricht.

Viele Menschen fragen sich jedoch, warum gerade sie unter x oder y leiden. Es kann doch nicht sein, dass immer ich das sein muss. Natürlich gibt es Pechvögel! Und selbstverständlich gibt es Menschen, die in ihrem Leben gebeutelt werden. Jedoch scheint mir, dass ausgerechnet sie mit dem umgehen können, was ihnen widerfährt.

Wenn die Haltung manifest wird, dass das Ausbleiben einer Hoffnung schon eine Kränkung ist, düstert sich das Weltbild vollends ein. Dann dürfte man wohl im sog. Tunnelblick gefangen sein. Dann heißt es, aktiv um Erfolg zu kämpfen. Manchmal nämlich kann auch der bloße Wettkampf um irgendein Ziel Spaß machen, auch wenn es sich nicht erreichen lässt. Im Sport ist es natürlich, dann Anleihen zu machen. Aber schwierig ist, wenn man tatsächlich eine Planung aufheben muss. Dennoch: schon alleine die Vorbereitung auf einen Urlaub kann Spaß machen.

Dann aber gibt es auch Unmöglichkeiten, die schmerzlich sind: wenn man beispielsweise einfach kein Körpergewicht abbauen kann. Dann sollte man wohl beigeben und damit leben. Hieran lässt sich deutlich sehen, dass man Situationen auch umdeuten kann. In unserer pluralen Gesellschaft hat man das geschafft: man kann auch ohne Body Shaming glücklich sein. Dann wird man eben schön und füllig.

Auch mit Ängsten wird man leben können. An Angst ist vermutlich noch niemals jemand gestorben. Die Angst wird auch niemals dein Freund; jedoch könnte es sein, dass sie eben ein lebenslanger Companion ist. Dann wird man eben durch sie begleitet, so wie von einem unangenehmen Schatten.

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