In Dankbarkeit

Diese knappe Formulierung sieht man häufiger auf Grabsteinen. Sie meint wohl den Respekt vor dem Leben und seiner persönlichen Leistung. Es ist wie die Verbeugung vor dem Sarg.

Wie ist es aber mit uns Lebenden? Ich blicke um mich und sehe Ansprüche – an alle und auf jedes. Warum auch nicht? Denn jeder soll sein Leben genießen können.

Doch finde ich auch, dass wir uns für all‘ die Errungenschaften auch dankbar fühlen sollten, die da sind: ein Leben, das lebenswert und selbstbestimmt geführt werden kann. Zunächst ist es die Erhaltung der Gesundheit, dann auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Im Grunde handelt es sich um das gesamte zivilisatorische Wissen, was uns schon bei der Geburt erwartet.

Es ist schlicht das Wissen, das die Menschheit akkumuliert hat, welches uns als Geschenk gegeben wird. Es handelt sich um eine unglaubliche Quantität und Qualität, dieses Weltwissen, was uns zur Verfügung steht. Keine Generation fängt bei ‚null‘ an; muss also auch nicht neu erfinden, was bereits vorab geschaffen worden ist.

Das Erstaunliche: wir halten alles für selbstverständlich, was da ist. Es geht immer weiter.

Seltsam ist, dass die Menschen nur die Gefahren und Belastungen sehen. Gerne würden sie alles zurückschrauben, wieder natürlich sein. Es ist ein einer dieser Wünsche der Aufklärung, den schönen und edlen Wilden wieder zu bekommen – der im Zweifel ein ungehobelter und übel riechender Zeitgenosse ist.

Es würde aber auch seltsam anmuten, so etwas zu feiern und dessen zu gedenken, was die Weltleistung der gesamten Menschheit bis dato ist. Ich kann mich nur an einen missglückten Versuch erinnern, den von Robbespierre, die menschliche Vernunft zum Gott zu erheben.

Nach meinem Wissen gibt es nichtmals so etwas wie einen Begriff dessen, was die Leistung der Menschheit ist. Es gibt Gaia, es gibt den Weltgeist Hegels und vermutlich noch anderes. Sonst feiert man nur Ausschnitte / Teilmengen, also räumlich begrenzte, durch Blut verbundene oder denselben Glauben geeinten Großgruppe. Aber die Menschheit an sich?

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