Krisenmanager

Gerade jetzt in der Krise merkt man, wie sehr die Brust schwillt unter dem Eindruck, das Schicksal anderer (mit-)bestimmen zu können. Dabei ist der Stolz auf die gerichtet, die man ‚rettet‘; sollte es nicht klappen, lässt sich das noch immer auf die schwierigen Rahmenbedingungen schieben.

Und dann gibt es auch noch einen Wettbewerb über die härtesten und entschiedensten Maßnahmen. Das kann man ganz gut bei Boris Johnson beobachten. Besser noch ist die Konkurrenz der Bundesländer in der Pandemie, zuerst bei dem gegenseitigen Überbieten bei Restriktionen, dann bei den Lockerungen.

Krisenmanager sind gefragt, erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Es gilt für viele die historischen Figuren, symbolisiert durch Helmut Schmidt bei der Großen Hamburger Flut 1963.

Man kann hinter solchen Personen gute Organisatoren sehen, nicht Strategen, Vordenker, Charismatiker, Redner oder andere Typen. Es handelt sich eigentlich um den typischen deutschen Landrat, meist gelernter Jurist.

Zu unterscheiden sind dann diejenigen, die Scharfmacher bei den radikalen Lösungen zur Abwehr sind. Es sind diejenigen, die ‚den Stecker ziehen‘ (s.a. Heute Journal am Samstag, den 25.04. Unternehmer: „Es Ist so leicht, einfach den Stecker zu ziehen.“) Daneben sind es konstruktiven Löser, die auf die andere Partei zugehen oder eine konkrete Bewältigung der schwierigen Rahmenbedingungen suchen. Gefragt sind freilich eher diejenigen, die uns wieder in die Normalität zurückkehren lassen; gleichwohl: sie geraten für die große Masse schnell wieder aus dem Blick. Gefahr und Schrecken gehen ins Mark; die Wiederkehr zur Normalität ist das Aufatmen, das einen die Überwindung der Krise spüren lässt. Darüber gerät der homo faber aber in Vergessenheit. Es geht wenigen wie Ludwig Erhard, der als Schöpfer noch heute verehrt wird.

Es gilt das Zitat: „Krisen bringen immer das Beste im Menschen hervor.“ Wenn das einmal stimmte, würde es uns alle freuen können. Die anfängliche Solidarität wird im Wiederaufbau nach der Pandemie möglicherweise schnell in den Kampf um die Verteilung der Chancen und Mittel umschlagen. Wir werden sehen.

Andererseits ist richtig, dass erst das Schwanken und das Bröckeln der Normalität die Kreativität anspornen, ja geradezu neu erfinden. Und sind denn auch die verschiedenen Plakate in den Straßen schön zu lesen: „Schwierige Wege ergeben häufig die schönsten Filme.“

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