Unser Brabbeln

Kleinkinder tönen vor sich hin: Sie nutzen den Mundraum mit Zunge und Stoßatem. Sie quasseln, schreien, tröten – sie experimentieren mit dem, was der Körper so hergibt. Hauptsache, es spricht die Sinne an.

Wir bewussten Erwachsenen machen genau dasselbe: Doch kehren wir unsere Kommentierungen nach innen. Wir könnten es internen Dialog nennen, soweit wir glauben, dass das strukturiert verläuft. Dann muss man sich allerdings fragen, wer sich eigentlich mit wem unterhält. Für Freudianer zumindest wäre das klar.

Dann besteht auch der Terminus Kopfkino. Es mag ja auch Menschen geben, bei denen ein Film abläuft. Das impliziert wiederum, dass irgendwoher Bilder kommen, die wir dann anschauen und bewerten. Manchem erschienen auch Buchstaben oder sonstige Eingaben.

Komplizierter wird es, wenn man in die Hirnforschung eintaucht: zunächst fällt mir dabei ein, dass Stimmungsschwankungen unsere Gedankengänge färben bzw. stark beeinflussen können.

Krankheiten betreffen natürlich die Gedanken: Man stelle sich vor, dass einem depressiven Menschen Gedanken an den Tod kommen. Oder einem manischen Menschen geben Signale des Körpers zu verstehen, einfach mal abzudrehen.

Kehren wir wieder zu den gesunden Menschen zurück, so taucht diese überragende Denkschule mit dem Grundprinzip des Konstruktivismus auf: der Mensch setzt Puzzleteile zusammen, damit sie ein Bild ergeben. Am Erschreckendsten ist die Forschung, wonach Weiterungen bloße Konstruktionen sind. Im Deutschen klingt das härter: Erfindungen! Das bezieht sich denn auch auf Zeugenaussagen.

Messiness ist ein interessanter Begriff, den ich kürzlich erstmals las. Vielleicht ist er auch nur kreiert: so kennzeichnet das Wort die grundsätzliche Unsauberkeit des Denkens. Das spricht gegen die Annahme des homo sapiens, der einfach der abstrakten Logik entkommt.

Was folgt auf dem allen? Dass die Menschen sich maßlos überschätzen; dass sie sich ihrer Verschätzung nichtmals bewusst sind. Das ist nicht schön, so ins Reich des Diffusen zurückgeworfen zu werden. Wahrscheinlich ist das Denken ein Strom, ja ein Gewitter von Wortfetzen, Bildern, Impulse u.a., dass irgendwelche Zufälligkeiten, eben unsere Gedanken ergibt.

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