Was halten Sie von Fantasy-Filmen? Überhaupt von Fantasy?
Eigentlich ist es eine nicht gerechtfertigte Okkupation. Denn Phantasie gibt es bestimmt nicht nur in Fantasy.
Diese Fantasy-Welt bezieht sich auf eine bestimmte historische Epoche. Es sind die mittelalterlichen Motive mit den bekannten Figuren. Es handelt sich um Herz und Schmerz, um Krieg und Frieden, um das Drama und die Spannung. Es handelt sich um die Spitzen des Lebens, nicht um den normalen Alltag.
Es ist eine übersichtliche Welt, die mit einfachen Geschichten auskommt, die jeder versteht. Es geht um das konkrete und wahrnehmbare menschliche Erleben. Daher spielen Mythen, Archetypen und Dämonen eine ebenso große Rolle wie die konkrete Natur, die freilich die der mittleren Breiten ist.
Und erstaunlich ist, dass die Figuren der Kindheit dort wiederkehren. Es sind Wesen, die schon in sich ausrücken, wofür sie stehen, die Feen, die Drachen, die Weisen, die Kinder und und und. Unter den Menschen wird aber auch bei jeder Figur klar, für welche der Persönlichkeit und Rolle sie steht: der Greise, die üppige Frau, der Prinz, der Böse, der Kämpfer usw.
Es ist eine eigenartige simple Welt, die meist menschliche Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt stellt. Es sind Dramen mit dem Ausgang in beide Richtungen, der Vernichtung und dem ewigen Sieg.
Aber gleichzeitig wohnt den Personen Übermenschliches inne: sie verfügen über eine magische Klaviatur, sich die Kräfte der Natur eigen zu machen oder ihnen zu trotzen sowie sozialen Einfluss zu nehmen, also Menschen zu begeistern und zu führen.
Fantasy scheint mir manchmal wie eine einzige Ansage an die Komplexität der Moderne: alles ist erlaubt bis auf das Eingehen auf das heute und jetzt. Deswegen ist es ja eine Phantasiewelt, die nicht besteht und niemals kommen wird.
Insoweit stellt es eine Flucht dar, wohltuend und entspannend. Sie berührt weder Leser noch Zuschauer. Sie entlastet vom Alltag. Vor allem spiegelt sie auch nicht und lässt somit Querverbindungen und Assoziationen kaum zu.
Fantasy ist wie eine Bild gebende Droge. Man findet sich in einem georderten, auf- und erregenden, aber niemals bedrohenden Tripp wieder. Es lebe die Ausflucht, die uns entspannen lässt!