Beim Warten in einer Schlange saß plötzlich ein älterer Herr in seinem Rollstuhl neben mir: er faselte – aber mit einem Lächeln. Er macht sich lustig, dachte ich erst. Denn er formulierte seine Assoziationen zu der Schlange von Menschen, die er beobachtete. Man musste aus den Wortfetzen den Eindruck gewinnen, dass er sich lustig machte. Doch hatte er ein so gütiges Gesicht mit blitzenden freundlichen Augen, dass man keine Bedrohung empfand oder Notwendigkeit zur Gegenwehr sah. Zudem sass er ja durch seine Behinderung gefesselt in einem Rollstuhl.
Wäre er betrunken, flätig oder riechend gewesen, hätte man sich umgehend abgewandt. Jedenfalls machte er genauso wie ein Obdachloser seltsame Dinge, von denen sich der Mensch brüsk abwendet, weil sie nicht vertraut sind. Nur bei Kindern ist dies anders. Aber er löste eher eine grundsätzliche Sympathie aus.
Plötzlich kehrte seine Begleiterin, wohl Frau zurück, die ihn schalt und bedeutete, besser zu schweigen als „die Leute zu belästigen.“ Instinktiv verdammte ich die Frau, den Mann zu unterbrechen. Er sprach doch nur. Andererseits kann man nachvollziehen, dass er als ständiger Begleiter durchaus aufdringlich werden kann.
Sie schob ihn schließlich fort, er lächelte nur ob ihres Tadels – und uns zugerichtet: „wie sehen uns dann ohnehin da oben auf dem Spielplatz‘“.