Manche berufliche Handlungsweisen leben vom Lächeln ihrer Protagonisten. Dazu zählen vor allem Serviceleistungen wie Hostessen, Flugbegleiter, Verkäufer, Politiker, Sänger oder Krankenpfleger. Diese Berufsgruppen zählen zu ihrem Servicegedanken, dass jegliche soziale Interaktion von einem Lächeln begleitet wird.
Ich frage mich immer, ob ich mit dem Lächeln gemeint bin, wenn ich dann in ein berufslächelndes Gesicht blicke. Weitet man diesen Gedanken, so kann man hinter jedem Lächeln zweifeln, ob es ernst gemeint ist.
Auch ich selbst bin selbstverständlich anfällig für ein intendiertes und täuschendes Lächeln. Wer kennt das nicht!? Denn manchmal ist man peinlich berührt; dann spricht man eine kleine Notlüge aus; weiter überspielt man Unwissen; oder man will einfach nicht sprechen und streckt die Situation.
Und man kennt auch die Warnung der Großmutter, die sagt, dass jemand nur wirklich lächelt, wenn auch die Augen mit lachen – wie das auch immer aussehen mag. Denn kneifen die sich dann an den Rändern zusammen? Werden sie leicht feucht? Oder was?
Außerdem frage ich mich, ob das bloße Lächeln schon dazu führt, dass der Körper an Freude und Glück glaubt. Könnte also das Dauerlächeln dazu führen, dass sich positive Auswirkungen auf die Gesundheit ergeben?
Und der Clown? Ist er ein Lächler, was man nur nicht sieht? Es ist eigentlich schon erstaunlich, dass ausgerechnet Komiker so selten lachen. Wahrscheinlich ist es einfach ein harter Job und kostet viel Energie, andere Menschen zum Lachen zu bringen.
Zurück zum Berufslächeln: gehört das irgendwann zum persönlichen Charakter? Kann denn auch mit dem Lächeln eine Boshaftigkeit einhergehen? Ist es einfach Notwehr? Können die Berufslächler in ihrer Freizeit überhaupt noch lachen? Haben die vielleicht far Muskelkater? Sollte man sie im Privaten besser meiden? Oder muss man sie doch eher bemitleiden?
Muss man das auch schon in die Berufsorientierung mit einbringen? Man stelle sich vor: eine Automat beim Jobcenter würde anhand der Bereitschaft zu lächeln, Berufsprognosen vorzunehmen. Ich wäre nicht entdeckt worden.