Am einem üblichen Fußballabend hörte ich in der Live-Berichterstattung den Reporter sich mühen, das theatralische Leiden der Stars zu rügen. Es sei schon seltsam, dass man sich bei der leisesten Berührung winde und darstelle, als sei einem das Bein abgetrennt worden. Der Sprecher wies auf die Qualitäten der Handballer hin, die einstecken müssten und weiter liefen. Man könnte noch die Wasserhandballer anführen, die tatsächlich regelmäßig in Situationen geraten, in denen sie um das biologische Überleben ringen.
Nun ließe sich anführen, es sei doch nur gut, wenn die Hochleistungskörper der Fußballer signalisierten, dass man sie vor unnötigen Verletzungen durch Fouls bewahren möge. Doch der Mythos des Fußballs beinhaltet nun einmal den unverletzlichen und rauhen Recken, der den Schmerz wegsteckt – wie uns unsere Eltern mit dem Hinweis auf die Indianer weiß machen wollten.
Grundsätzlich aber ist eine kleine Tradition der Jammerei entstanden, die von Reportern Schauspielerei genannt wird. Die Fußballer winden sich, verzerren ihre Haltungen und gestikulieren Schmerz. Das dient nur dazu, dass der Schiedsrichter die angeblichen Fouler bestraft.
Es ist ein wenig wie Oper: Schauspielerei als Begleitkulisse für den Fußball. Es ist wie die B-Note im Eiskunstlauf.
Die Fußballer dürfen hier ganz Diva sein. Und zur Diva gehört das prätentiöse Gedöns. Das Pingelige ist also eine Notwendigkeit und Teil des Selbstverständnisses.