Mit weit aufgerissenen Augen, Stolz in der Stimme und gestrecktem Körper: „da gibt es das beste Eis in unserer Stadt! Und gleich bei uns um die Ecke.“
Auch ich habe mich schon in dieser Manier erlebt: ich wollte damit sagen, dass ‚ich‘ etwas Tolles entdeckt habe, worüber andere von mir erfahren können. Es ist, als ob ich selbst das Tolle geschaffen habe.
Ein seltsames Verhalten – wie ich zugeben muss: denn ich bin lediglich Mittler.
Mittler sonst berufen sich gerne auf ihre bloße Mittlerrolle, wenn sie für etwas Schlechtes verantwortlich gemacht werden. Sie sind dann der Bote, der nur und ausschließlich die Message überbracht hat.
Die Vereinnahmung der Leistung anderer oder aber das Prahlen über die Nähe zu etwas Besonderem prägt menschliches Verhalten so sehr. Ich frage mich, wieso das eigentlich der Fall ist. Denn der Homo Sapiens ist doch gerade derjenige, dem Logik und Rationalität zugetraut werden kann.
Nehmen wir das Beispiel desjenigen, der seit Kindertagen einem Prominenten kennt. Nehmen wir an, einen Fußballer. Dann sagt man Sätze wie: den kenne ich schon lange; mit dem habe ich früher auch gekickt. Hier ist noch nicht das Ende der eigenen Überhöhung erreicht. Denn der Mensch ist noch mehr versucht zu äußern, dass er dem heute prominenten Fußballer noch etwas beigebracht hat oder selbst besser spielte. Dem Gegenüber dreht sich der Magen um; denn solcherlei Blödsinn will man nicht hören.
Dennoch: man muss die Übertreibung noch machen; man kann nicht ablassen davon. Es ist wie die Versuchung, der Judas nicht widerstehen konnte. Man will wer sein, auch gerne mehr sein.
Nur wer von früh an mit einem Wertekontext der Demut sozialisiert wurde, hat wohl kein Problem damit, sich entscheiden zu müssen. Denn er kann nicht anders als Demut. Sonst aber dürfte es keine Schranken geben.
Es hilft nichts: man muss sich selbst zähmen, wenn der Wolf der Aufmerksamkeit nach außen drängt!