Insgesamt 5x war ich in Griechenland, mit einer zeitlichen Erstreckung von 40 Jahren. Die Griechen sind so unauffällig, dass sich keine nationalen Charakteristika aufdrängen.
Und dennoch verhalten sie sich alle in einem gemeinsamen Korridor: ihr Verhältnis zu Lautstärke ist anders. Denn sie sprechen lauter als wir Deutsche es als maßvoll empfunden. Dadurch wirken sie auch ein wenig aufdringlich, da ihre nahe Umwelt Notiz von ihnen nehmen muss.
Griechen erscheinen mir durchweg höflich: sie blicken einem in die Augen, sie lächeln, sie danken usw. Es ist ein meist unspektakulärer und angenehmer Umgang auf Augenhöhe.
Der typisch mediterrane kleine Mann, der Heros, ist hier nicht typisch. Niemand macht Show. Niemand trägt auffällige Kleidung. Niemand fährt Autos mit besonderem Design.
Eher ist das Äußere zumindest der Männer einfach: Extravaganz gibt es möglicherweise bei den Reedern, die auch unser Bild von Griechen beeinflusst haben. Doch die Kleidung bleibt funktional. Es sind die einfachen T-Shirts und Hosen, die dominieren. Auffällig sind eigentlich nur die stylischen Sonnenbrillen, die mit dem Haar verwachsen sind.
Die Geschwindigkeit der Griechen ist gemäßigt. Das Bewegen der Menschen ist wohl der hohen sommerlichen Temperatur angepasst. Denn weder gestikulieren sie stark noch bewegen sie sich hastig – nach unserem mitteleuropäischen Standard eher gemächlich.
Vielleicht ist der Grieche ein Genussmensch, da er ohne Tempo durch das Leben rast. Doch würde dafür auch sprechen, sich den kulinarischen Gelüsten hinzugeben. Die Speisekarte nimmt sich jedoch eher einfach aus. Man greift auf lokale Ernährungsmittel zurück.
Der Körperbau des normalen Griechen ist etwas pummelig, wohl geschuldet der geringen Sportlichkeit und dem reichhaltigen Essen. Es sind die Röllchen am Torso, die durchaus normal sind. Die Bräune des Griechen ist seltsam: es ist braun und hell zugleich, keine schöne Mischung.
Die Arbeitsmentalität ist anders als in Mitteleuropa; man bekommt schnell den Eindruck, der Mensch könne auch gut ohne. Ich traf den Sohn eines britisch-griechischen Paares. Der meinte: „jeder will hier reich sein. Aber keiner ist dafür bereit zu arbeiten.“ Ein Schuhmacher in dem Dorf, das tatsächlich Theologos heißt, meinte auf meine Frage hin, ob er mir ein Paar zuschicken könne: „Ich bin doch keine Fabrik!“
Die Sorge für die Umwelt ist auch etwas, das uns Mitteleuropäern auffällt – sie fehlt, soweit man wilde Müllhalden für hinreichend empfindet. Denn die verteilen sich ohne Systematik auf den vielfach agrarischen genutzten Flächen.
Und was richtig auffällig ist: überall Jazz Musik, mit dem Lounge-Effekt. Es groovt den Besucher in die geschmeidige Langsamkeit des hiesigen Lebens.