Mit Politikern auf Augenhöhe

In einer Dokumentation über die bayrischen Landtagswahlen im ARD-Magazin Kontraste ging die Journalistin der Frage nach der Enttäuschung der Wähler über die etablierten Volksparteien nach.

Die Resonanz war in Bayern fast wortgleich mit den Ostdeutschen, die sich über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen, nicht nur neuerdings, sondern auch in Nachfolge der Vereinigung.

Wer das am wohl besten ausdrückt, ist die sächsische Politikerin Köpping, die von mangelnder Verarbeitung und einer erforderlichen Trauerarbeit spricht, ähnlich wie Mitscherlich nach dem zweiten Weltkrieg. Im Wortlaut äußern die Menschen, dass sie ent-täuscht seien. Sie wollen mit den Politikern auf Augenhöhe sein.

Doch was eigentlich wollen sie? Haben sie Ziele mit dem Satz, es solle besser werden? Was soll sich ändern? Wären sie selbst Teil der Änderung – oder sollten sich andere ändern und sich anstrengen, um ihnen mehr Komfort zu geben?

Aus individualpsychologischer Sicht würde man das Verhalten als ein Aufbegehren des Erwachsenen gegen erlittenes Leid in der Kindheit deuten. Denn es sind ja eher die jüngeren, die aufbegehren; nicht die Ruheständler, deren Krise erzwingen wurde. Es sind diejenigen, die durch die Rentenangleichung nicht abgefunden wurden.

Frustration und Aggression sind ein Paar. Die Frustrationen führen jetzt zum Protest gegen das Establishment, zur Klaviatur von Schmollen und Drohung. Ob daraus auch extremistische Aktionen erwachsen, bleibt abzuwarten, ist aber wahrscheinlich.

Es ist ein fundamentaler Irrtum, für historische und gesellschaftliche Schicksale die gegenwärtige politische Führung verantwortlich zu machen. Denn Politik ist zuvörderst ein Management öffentlicher Angelegenheiten, nicht eine therapeutische Instanz.

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