Minimalismus

Es gibt Glaubenssätze, die in gewissen Zeiten hip sind. Der Dandy ist für mich die Ausgeburt dieses Konzepts. In gewisser Weise ist es eine Mode, nur eben in der Welt der Gedanken und des Vorstellungen.

Eine zeitgemäße Haltung derzeit lautet Verzicht, Abstinenz, nicht tun, Beschränkung, Rückzug, Widerstand gegen Konsum.

Moderne Konzepte sind downshifting und downsizing. Es wimmelt nur so von Berichten über Varianten dieses Drangs. Das Veganertum beispielsweise ist ein Phänomen, das verschiedenste Varianten entwickelt hat.

Es erfasst aber nicht alle Lebensbereiche: so ist Verzicht auf Sex oder Reisen nicht schick – es sei denn, man ist objektiv dazu gezwungen. Und das Weglegen des Handies geht gar nicht – man muss doch online sein. Dies fühlt sich an, wie atmen zu können.

Dieser Verzicht hat etwas von Mönchen der Weltreligionen, die sich der Mission ihres Gottes verpflichtet fühlen. Sie stellen ihr Leben in den Dienst nur seiner Glaubenslehre. Sinn und Zweck sind geteilt: nach innen lebt man eine Überzeugung. Nach außen demonstriert man einen Weg, für den man werben will.

Auch schwingt darin die Haltung einer Konzentration auf das Wesentliche. Es ist auch die Abkehr vom Materialismus der Nachkriegsgeneration, die nach Ansicht der Minimalisten verwerflich, unsinnig und unsozial ist.

Es könnte aber auch schlicht sein, dass die komplexen und entwickelten Gesellschaften alles schon erledigt haben, was man früher selbst organisieren musste. Dann ist Verzicht natürlich leicht, da es sich auf Errungenschaften anderer ausruhen lässt. Denn man kann ja auf alles öffentlich zurückgreifen. Früher benötigte man eben sein eigenes Pferd. Irgendjemand sorgt heute schon für meine elementaren Bedürfnisse.

Doch ist auch klar, dass es eine intellektuelle Wende impliziert, nicht ‚auf Teufel komm raus‘ materielle Güter anzuhäufen.

Ich glaube nicht, dass mit Verzicht unbedingt auch weniger Erwartungen einhergehen. Denn auch das Verlangen nach gutem Essen ist damit ja nicht aufgehoben.

Das Teilen an sich ist ein schöner Effekt. Denn ‚ich habe‘ bezieht sich mehr auf immaterielle Werte. Der Urlaub ist dieser Tage wichtiger als das eigene Auto. Aber dennoch ist das ‚ich habe‘ unter uns. Es ist Antrieb, im sozialen Umgang darauf hinzuweisen.

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