Zu derselben Zeit vollzieht sich in den Nachrichten ein erstaunlicher Vorgang: der Staat schützt die Juden vor Verleumdung; und die kulturelle Elite boykottiert den Staat Israel für seine Politik gegenüber den Palästinensern.
Wirre Zeiten! Könnte man sich denken. Denn ein rudimentärer logischer Widerspruch tut sich auf: wie kann man die Täter zu Opfern erklären? Was muss am vergangenen Größer sein als am Gegenwärtigen?
Abgesehen von der Besonderheit der Gruppe, die es zu schützen gilt, muss man sich doch fragen, wieso denn nicht andere Gruppen auch diesen Schutzstatus erhalten. Wo man auch nur Medien für seine Informationen nutzen will: immer taucht dieser Tage die Forderung auf, die Migranten, Flüchtlinge und Fremden abzuschrecken und mit minderen Rechten auszustatten. Das ist nicht nur hoffähig, sondern sogar Konsens der Mehrheit.
Sind Juden also die Ausnahme, da wir vor dieser religiösen Gruppe in einer tiefen historischen Schuld stehen? Besteht daher ein staatliches Interesse? Sind sie besonders bedroht und verletzlich?
Gilt das für viele andere Gruppen nicht auch? Sind die nur in Zahlen geringer vertreten? Haben Sie unserer Gesellschaft weniger zu befürchten? Nehmen wir als Beispiel Schwarze, die nichtmals eine Problematik darstellen. Nehmen wir als anderes Beispiel Syrer, die in immer größerer Zahl in Deutschland weilen. Nehmen wir als Beispiel Bulgaren und Rumänen, denen trotz ihrer EU-Bürgerschaft viele soziale Dienstleistungen verwehrt bleiben.
Vielleicht sollte die Politik abwägen und für jede Ethnie auf deutschen Boden einen Beauftragten einsetzen. Das würde einige 1.000 Beauftragte ausmachen.
Schwierig ist, dass man solcherlei nicht mehr diskutieren darf, ohne mit Denkverboten verurteilt zu werden. Biermann nannte es die Auschwitzkeule. Keulen haben es an sich, jemanden sprachlos zu machen. Schlimmer noch: es ist die Diktatur des demokratischen Eskapismus, der political over-correctness.