Das Wort ‚erwachsen’ ist wohl eine Utopie. Denn es unterstellt eine Souveränität, die von den Erwachsenen selbst wohl kaum als richtig und machbar empfunden wird.
Was gehört denn eigentlich dazu, erwachsen zu sein?
1. physisch heißt es wohl, nicht mehr im Wachsen zu sein. Komisch aber ist, dass sich der Erwachsene dennoch körperlich weiterentwickelt. Zudem ist der Körper durch Handeln formbar, wie durch Training ein Sportler werden kann.
2. geistig erwachsen dürfte bedeuten, sich im Griff zu haben. Der Erwachsene kann sich rational verhalten. Er ist in der Lage, abstrakt zu denken. Er kann mit Krisen umgehen.
3. sozial heißt erwachsen, sich den Regeln entsprechend zu verhalten. Er weiß um die gesellschaftlich akzeptierte Entwicklung, z.B. eine Karriere zu durchlaufen.
4. wirtschaftlich erwachsen heißt, sein eigenes Schicksal auf dem Arbeitsmarkt bestimmen zu können.
5. rechtlich ist der Erwachsene ein Subjekt, das voll strafmündig ist. Da er einen freien Willen hat, darf er auch für Fehlverhalten zur Verantwortung gezogen werden.
Kinder haben ‚erwachsen’ als Gegenbegriff im Gebrauch: „ihr Erwachsenen wollt immer recht haben! Und Ihr wollt bestimmen, wie wir leben.“
Alles spricht dafür, dass dies bloße Programmatik ist: den allseits Erwachsenen gibt es so wohl nie. Denn auch der Erwachsene ist doch nur dann erwachsen, wenn es sein Inneres ihm ermöglicht und seine Umwelt zulässt.
Ich glaube, dass der Erwachsene nicht den Druck zulassen sollte, dass man dem Versprechen des Wortes folgen sollte. Denn das würde ein tägliches Anrennen bedeuten, das nicht zum zweifellos ein Erfolg führen kann.