Haben Obdachlose Rechte?

Eine chinesische Weisheit beschreibt die elterliche Pflicht: wir geben Obdach, Wärme und Nahrung – was soll man auch mehr geben?

Obdachlose in Deutschland leben im öffentlichen Raum, da sie eben kein privates Quartier wie die anderen haben. Sie schlafen auf Parkbänken, unter Brücken, in Hauseingängen, Bahnhöfen, Unterführungen – eben in verschämten Ecken.

Unsere erste Reaktion ist die der Distanzierung. Denn das sind auch keine Menschen, mit denen wir aufgrund gemeinsamer Interessen und Situationen in Kontakt treten würden. Auch gibt es dieses körperliche Weichen, wenn uns ein Obdachloser nahekommt. Es entspricht unserem anthropologischen Restinstinkt, den Schmutz und oft üblen Geruch zu meiden, um Krankheiten von uns fernzuhalten.

Oft auch bilden Obdachlose und Alkohol eine Symbiose: sie sind umringt von Flaschen, sind von diesen charakteristischen roten Nasen gezeichnet, lallen miteinander oder torkeln herum.

Der zweite Blick ist der nach unten. Denn die einzige Kontaktmöglichkeit – es sei denn, man ist Sozialarbeiter – ist das Betteln um Geld oder Nahrung. Da Stadtmenschen – subjektiv – zu oft angesprochen werden, schauen sie den Obdachlosen nicht in die Augen.

Also nehmen wir die Menschen hinter der Fassade der Obdachlosigkeit nicht wahr. Es stellt sich das Grundgefühl ein, dass die eine Gruppe ausmachen, die außerhalb steht. Es ist wie mit Gespenstern, die man sieht, ohne jemals mit ihnen in Berührung zu kommen. Mit-gefühl oder Mit-leid sind so unwahrscheinlich.

Kürzlich sah ich einen Obdachlosen, der sich über Handy mit einem Bekannten austauschte. Die Wortfetzen klangen nach einem völlig normalen Dialog. Und aktuell kreuzte ich schon zum zweiten Mal einen joggenden Obdachlosen. Da dies völlig aus dem Bild fällt, ist das der Aufmerksamkeit wert.

Es hat mich schlicht gefreut, das zu sehen – vermutlich muss ich einfach meine Augen offenhalten.

 

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