Ein Experiment in Tschechien hat ergeben, dass sich Männer bei ihrer Sehnsucht nach sexuellem Verlangen nicht von der gesetzlichen Schranke des Lebensalters zurückschrecken lassen. Nein, sie sehnen sich nach sexuellem Kontakt auch zu minderjährigen Frauen – und auch Jungen.
In den Gefängnissen stehen die Sexualstraftäter ganz unten in der Hierarchie. Sie sind Abschaum. Sie haben keine Ehre, nicht so wie beispielsweise ein Dieb. Gar dem Mörder kann man noch zu Gute halten, er habe ehrlich dem Opfer die Stirn geboten.
In Deutschland – wahrscheinlich allen voran – tobt ein Wettbewerb der Überbietung, wie sich Sexualstraftäter schärfer bestrafen lassen. Man darf als öffentliche Person keinesfalls der Dynamik fernblieben. Selbst das Schweigen schon wäre ein Eingeständnis, es gut mit den Sexualstraftätern an sich zu meinen. Das sieht man dieser Tage ganz deutlich.
Ich selbst stoße mich schwer daran. Erstens handelt es sich stets um eine Hexenjagd. Die Mehrheit erklärt ein Verhalten und Menschen zum Bösen schlechthin. Gerade die Kopflosigkeit, die man Sexualstraftätern zum Vorwurf macht, ist aber Grundsatz deren eigenen Handelns und Wertens. Es handelt sich ausschließlich um Bauch. Weiter ist nach meinem Verstehen des Strafgesetzbuches Schuld dort am meisten zu vermuten, wo eine sog. Schuldfähigkeit besteht. Man muss sich jedoch fragen, ob der Sexualstraftäter tatsächlich seine freie Entscheidung zur Grundlage seines Vergehens macht. Zudem glaubt man, Täter würden sich durch immer drastischere Strafandrohungen abschrecken lassen. Ist das aber möglich? Und schließlich erklärt man die Opfer für ein Leben lang geschädigt: sie sind traumatisiert, können nie mehr auf die Beine kommen. Die Medien zeigen auch nur solche Menschen, die das von sich behaupten. Die Forschung zu Resilienz bestätigt dies aber nicht.
Die ganze Debatte vollzieht sich wie ein Mob, der durch die Straßen rennt und Menschen hängen sehen will. Es geht um Vernichtung und Ausrottung, um Wegschließen, um Ächten, wie man es auch nur kann. Es scheinen immer mehr die Grenzen der Mittel ausgeweitet zu werden, die man einsetzen will, um seinen Zweck zu erfüllen.
Ganz abstrakt: man will die Natur des Menschen ändern! Denn die Natur fügt der Natur Schaden zu. Es ist ein seltsames Schauspiel. Man könnte da einen Vergleich mit so vielen anderen tabuierten Fragestellungen ziehen, wie dem Tragen von Waffen, der Machtausübung, der Ungerechtigkeit – ja allem Schlechten, was den Menschen eben auch ausmacht. Lässt sich das vielleicht auch einfach abschalten? Durch ein Gesetz? Durch eine Beseitigung der Menschen?
Es ist eine wirre Debatte, die die Rationalität des Rechtsstaates nicht untergraben darf. Es ist ein Diskurs, der die Psychologie nicht zum Opfer des furor machen darf. Und es ist ein Narrativ, das eben nicht eine absolutistische Ideologie legitimieren darf.