Der kollektive Glaubenssatz der Engländer wird ihnen nun zum Schicksal: Engländer betrachten sich als ehrliche Haudegen. Das Fernsehprogramm gibt Auskunft darüber, was die nationale Seele goutiert. Und das Augenfälligste ist der Kriegsfilm, in dem die Engländer immer die dumpfen Deutschen besiegen – immer. Es handelt von einer Überlegenheit, die historisch nicht stattgefunden hat. Und das wird dennoch jeden Samstag im britischen Fernsehen gezeigt.
Gleichsam findet man die vielen kolonialen und militärischen Paraphernelia auf den Flohmärkten der Insel. Es hat eine ungeahnte Breitenwirkung. Und die Verehrung der Royals trägt dazu bei, dass das Phänomen des Good Old England tatsächlich nicht nur Klamauk ist; nein, man verehrt sie wirklich – wenn auch nur als spezielle Celebrities und nicht als von Gott eingesetzte Herrscher.
Darin vermengt sich auch noch der Selbstglaube / der Glaubenssatz, dass Entscheidungen eben getroffen werden müssen: eine Entscheidung ist besser als eine Hängepartie. Man gibt so der Analyse und der Folgeabschätzung zu wenig Chance. Es ist ein wenig wie der Kult der raschen – und natürlich richtigen – Entscheidung. Dazu fällt mir der philosophische Topos des Dezisionismus ein. Der wollte es auch so.
Im SPIEGEL waren interessante Berichte darüber zu lesen, dass der nationale Mythos die Engländer treibt. Es hat vollständig die Liberalität und den gesunden Menschenverstand verdrängt. Es waren die Beiträge über den Brexit und die Weltsicht von Eton.
Das ist so schade! Denn diese von den Kontinentaleuropäern bewunderte Seite der Selbstbelächlung, des schwarzen Humors und des unbedingten Pragmatismus wird verschüttet – und darüber hinaus sogar diskreditiert.
Was mache ich denn nun mit den Leavers, wenn ich mit den Remainers halten würde. Soll ich das nun ändern? Und will ich, dass die Leavers bleiben?