Der Begriff ‚Glaubenssätze‘ ist im Coaching und der Psychotherapie gängiges Vokabular. Seltsam ist, dass er sonst keine Rolle spielt.
Bei der Arbeit haben wir eine Matrix, wie weit Wirkung einsetzen kann und wo unsere Grenzen sind. In Freundschaften wissen wir, was wir suchen – und wie weit wir gehen. Im gesellschaftlichen Leben bringen wir unsere Überzeugungen ein.
Sicherlich ist gut zu wissen, was man will; sich selbst und seine Bedürfnisse einschätzen zu können; oder auch nur äußern zu können.
Aber gewiss essentiell ist auch, inne zu halten, und die eigenen Glaubenssätze auf ihre Legitimation hin zu überprüfen. Was meine ich damit? Nehmen wir an, dass ich mit einem Satz / Glauben / Einstellung durch das Leben gehe, der da heißt: „die anderen sollen erst einmal ihre Hausaufgaben machen.“ Gemeint ist damit ein Konvolut von Glaubenssätzen, die sich zu einer Haltung verdichten: ich bin gut dabei; mir habe ich nichts vorzuwerfen, irgendetwas vernachlässigt zu haben; ich bin immer fleißig und den anderen voraus; die anderen aber sind nachlässig und nicht auf Höhe; die Mitmenschen können einfach nicht Schritt halten; immer muss man sie antreiben. Und natürlich könnte man daraus ein umfassendes Selbstbild ableiten.
Doch: betrachtet man die Aussagen aus einer anderen Perspektive, sind sie zunächst befremdlich: erstens sind sie absolut – als ob Wahrheiten immer und allem standhalten würden. Das aber kennen wir eigentlich nur von Gesetzen in den exakten Wissenschaften. Dann ist dies nur eine Quelle, die eine Arbeitshypothese hat, aber auch ohne Evidenz und Überprüfung auskommt. Drittens dürfte die Haltung schon dann relativiert werden müssen, wenn auch nur ein anderer Mensch anders denken würde. Dann nämlich müsste einer von beiden unrichtig sein. Und schließlich erzwingt das Bild der Normalverteilungskurve, dass eben die Menschen grundsätzlich verschieden sind.
Doch auch der Mensch mit solchen Glaubenssätzen selbst gerät in Schwierigkeiten. Denn viele Menschen kommen ob der Gestiken und impliziten Aussagen auf die Spur eines solchen Glaubenssatzes. Und sie werden zu verstehen geben, dass dies nicht stimmt. Schon gar nicht mögen Menschen, auf Dauer ungeschätzt zu werden. Sie wenden sich dann eher ab. Und so ist der Glaubenssatz per se nicht vereinbar mit gesunden sozialen Beziehungen.
Was tun? Gehe auf die Suche nach Deinen Glaubenssätzen!